Nächster Versuch zur Batterieproduktion
Von Susanne Knütter
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther ist von den großen deutschen Autokonzernen enttäuscht. Er könne nicht nachvollziehen, warum deren Interesse an einer Batterieproduktion innerhalb Deutschlands nicht ausgeprägter ist, sagte er im Welt-Interview am Wochenende. »Man kann das Verbrenner-Aus in Europa vielleicht zeitlich strecken, aber der Elektromobilität gehört die Zukunft«, so Günther. »Wenn wir weiter eine führende Automobilindustrie in Deutschland haben wollen, dann wird das ohne Batterieproduktion nicht funktionieren.«
Im schleswig-holsteinischen Heide im Kreis Dithmarschen wollte das schwedische Startup Northvolt ursprünglich eine Batteriefabrik mit rund 3.000 Arbeitsplätzen errichten. Dieses Jahr ging das Unternehmen in die Insolvenz. Nun verhandelt der US-Konzern Lyten mit Bund und Land über den Bau einer kleineren Produktionsstätte für Batterien an dem Standort.
Die Ursache für das mangelnde Interesse der großen Autobauer an einer eigenen Batteriefertigung dürfte wieder einmal in einer ganz nüchternen Kalkulation liegen: Der Vorsprung, den ausländische Hersteller bei der Batteriezellfertigung haben, ist im Grunde nicht aufzuholen. Bisher dominieren hier Produzenten aus Asien, allen voran aus China. Laut dem Beratungsunternehmen Deloitte wurden im Jahr 2024 70 Prozent der weltweiten Kapazität an Elektroautobatterien in China produziert. 13 Prozent kamen aus Europa und elf Prozent aus Nordamerika. Und selbst von den in Europa gefertigten Batterien stammten nur drei Prozent von europäischen Herstellern, 97 Prozent hingegen von asiatischen Unternehmen. Bekannt ist zum Beispiel CATL im thüringischen Arnstadt. Der schwedische Hersteller Northvolt hatte in der EU Hoffnungen auf eine europäische Batteriefertigung geweckt. Mit der Insolvenz sind die erst einmal wieder vom Tisch.
Vergangene Woche hat nun der Volkswagen-Konzern seine eigene Batterieproduktion gestartet. In Salzgitter ist im ersten Werk der Batterietochter Power Co offiziell die Produktion angelaufen, wie das Unternehmen mitteilte. Weitere Werke, die 2026 und 2027 den Betrieb aufnehmen sollen, entstehen nach demselben Muster in Valencia in Spanien und im kanadischen St. Thomas. Konzernchef Oliver Blume bezeichnete den Neubau als »starkes, technologisches Signal für Europa« und wichtigen Baustein seiner Konzernstrategie. »Als erster europäischer Automobilhersteller haben wir eine eigene Entwicklung und Produktion von Batteriezellen aufgebaut. Damit stärken wir unsere Position und Unabhängigkeit im globalen Wettbewerb.«
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass VW und Northvolt zunächst gemeinsam nicht weniger als eine Gigafactory geplant hatten. 2022 legte VW den Grundstein für eine eigene Zellfabrik auf dem Gelände des bisherigen Motorenwerks. Wegen Sparmaßnahmen wurde nur eine von zwei geplanten Fertigungslinien errichtet. Entsprechend klein werden die produzierten Stückzahlen zunächst sein: Einige hundert Batteriezellen pro Tag sollen das Werk anfangs verlassen. Am Ende sollen es, abhängig vom Bedarf, 600.000 bis 700.000 Zellen täglich sein. Angepeilte Jahreskapazität: 20 Gigawattstunden, genug für etwa 250.000 E-Autos.
Die Autobatterie ist der teuerste Teil des E-Autos. Laut VW entfallen auf die Batterie 30 bis 40 Prozent der gesamten Kosten eines Fahrzeugs. Die Einheitszelle für bis zu 80 Prozent aller E-Autos des Konzerns soll helfen, die Kosten zu senken. Wer die Batterieproduktion dominiert, hat also ganz entscheidende Vorteile im internationalen Konkurrenzkampf.
Obwohl die EU-europäische und deutsche Automobilproduktion auf dem Gebiet bereits abgehängt sind, wird nun ein weiterer Aufholversuch gestartet. So hat die EU-Kommission neben dem Ausstieg aus dem Verbrenner-Aus und »Bürokratieabbau« auch eine Batterieförderung angekündigt. Mit 1,8 Milliarden Euro soll eine komplett in Europa produzierte Batterie unterstützt werden, erklärte die Kommission am 16. Dezember. Europäische Batteriehersteller sollen demnach mit zinslosen Darlehen unterstützt werden. Interesse besteht sicher. Noch am selben Tag kündigte der US-Autobauer Tesla an, komplette Batteriezellen im brandenburgischen Grünheide zu produzieren. »Wenn die Rahmenbedingungen stimmten.«
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