Tesla droht Beschäftigten
Von Susanne Knütter
Wie heißt es so schön? Auch schlechte Presse ist gute Presse. Der Leiter des Tesla-Werks in Grünheide, André Thierig, macht die IG Metall zwar zu jeder Gelegenheit vor Belegschaft und Presse schlecht. Gleichzeitig erleben die Beschäftigten aber eine krankmachende Arbeit, das Schikanieren von Gewerkschaftern und Hausbesuche. Forderungen nach einer weiteren Minipause pro Schicht, gar Weihnachtsgeld? Für die Tesla-Leitung rote Linien. Den Kollegen schwant, an der Gewerkschaft könnte was dran sein. Selbst wenn die wieder mal nur um ihre Position als Komanager buhlen sollte, schlimmer wird’s nimmer.
Hinzukommt, der Werksleiter scheut die offene Gegenüberstellung mit der Gewerkschaft. »André Thierig spricht so gerne und viel über die IG Metall, dass er dafür sogar regelmäßig die Produktion anhält«, erklärte die IG-Metall-Fraktion im Tesla-Betriebsrat am 9. Dezember. Dass er die offene Debatte in der Betriebsversammlung, zu der die IG-Metaller ihn herausforderten, verweigert hat, wunderte sie nicht. »Seine Propaganda gegen uns und unseren Einsatz für die Rechte der Belegschaft funktioniert nur, solange er keine anderen Meinungen zulässt. In einer sachlichen Diskussion hätte er keine Chance, damit zu überzeugen.«
Aber die Strategie von Elon Musk ist nicht Überzeugung, sondern Druckaufbau. Besonders vor der anstehenden Betriebsratswahl. Und so lautet die neueste Drohung aus der Managementetage bei Tesla in Grünheide: Sollte die IG Metall in drei Monaten ihren Einfluss ausbauen, könnten Investitionen in Grünheide gestoppt und statt dessen in andere Tesla-Werke weltweit gehen, wie das Handelsblatt am 11. Dezember berichtete. Denn ausschlaggebend seien Produktivität und Kostenstruktur. Grünheide werde vom Management in den USA aus mit Werken in Shanghai und anderen Regionen verglichen, so Thierig bei einer »internen Veranstaltung« am 9. Dezember. Zwar sei in diesem Jahr ein dreistelliger Millionenbetrag in das Werk investiert worden. Dennoch bleibe die Frage offen, wie der Standort sich langfristig, insbesondere vor dem Hintergrund arbeitsrechtlicher Forderungen, aufstelle. Als Beispiel nannte er demnach die Debatte um eine 35-Stunden-Woche. Die würde die Wettbewerbsfähigkeit des Werks beeinträchtigen. In dem Fall könnte es aus Konzernsicht sinnvoll erscheinen, bestimmte Produkte an anderen Standorten zu produzieren, zitierte ihn das Handelsblatt.
Auch das ist nach Angaben der IG Metall kein neues Vorgehen. »Wie auch schon 2024 spielt man mit den Hoffnungen, Wünschen und Ängsten der Beschäftigten, um den Ausgang der Wahlen zu beeinflussen. Wir sind uns sicher, dass die Kolleginnen und Kollegen das mittlerweile durchschauen«, erklärte IG-Metall-Bezirksleiter Jan Otto am Mittwoch gegenüber jW. »Seit Jahren heißt es: Wenn ihr hart arbeitet, euch nicht in der IG Metall zusammenschließt und brav die Management-Betriebsräte wählt, wird das Werk ausgebaut. Dann habt ihr alle ungeahnte Aufstiegschancen.« Seit dem Produktionsstart 2022 sei neben der Erweiterung und neuen Produkten für Grünheide auch der Bau einer Vielzahl weiterer Gigafactories weltweit angekündigt worden. »Nicht eine einzige wurde mehr gebaut«, so Otto. Letztlich sei es ganz einfach: »Wenn die Nachfrage nach Teslas hoch geht und Tesla ein neues Werk in Europa braucht, wird dieses Werk ausgebaut. Solange die Verkaufszahlen runtergehen, wird Tesla überhaupt kein Werk bauen. Nicht hier und auch nicht anderswo.«
Die aktuellen Entwicklungen scheinen der IG Metall zunächst recht zu geben. Tesla will die Batterieproduktion in Grünheide hochfahren, wie diese Woche bekanntgegeben wurde. Ab 2027 sollen komplette Batteriezellen vor Ort produziert werden, »wenn die Rahmenbedingungen stimmen«. Zu denen gehört nicht nur die Organisationsbereitschaft der Belegschaft, sondern etwa auch der Absatz. In diesem Jahr sind die Verkaufszahlen von Tesla in Europa um fast ein Drittel zurückgegangen, obwohl fast 30 Prozent mehr Elektroautos verkauft wurden.
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