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Aus: Ausgabe vom 12.12.2025, Seite 2 / Ansichten

Friedensengel

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Übt schon mal den Luftangriff: Corina Machado, Oslo, 11.12.2025

Es gibt nicht den geringsten Grund, über diesen Preis breit zu werden. Alles ist gesagt. Wer die Europäische Union oder einen US-Präsidenten für herausragende Friedensbemühungen mit einem Nobelpreis auszeichnet, handelt vermutlich logisch, rational und konsequent. Andernorts macht man ja schließlich auch den Bock zum Gärtner, den Bären zum Wächter der Honigfabrik und den Rackelhahn zum Antiaggressionstrainer.

Die venezolanische Oppositionspolitikerin María Corina Machado, diesjährige Friedensnobelpreisträgerin, tritt für einen von den USA zu besorgenden militärischen Regime-Change in Caracas ein, weshalb das Nobelpreiskomitee Oslo glasklar befand, Machado verkörpere den »Kampf für einen gerechten und friedlichen Übergang von Diktatur zur Demokratie«. Jetzt war Preisvergabe, und im Mittelpunkt stand die bange Frage: Kommt sie nun, oder kommt sie nicht? Für Medien ein Grund, zum Preis breit zu werden.

»Diese mutige Frau, die sich unermüdlich für Demokratie und Menschenrechte in Venezuela einsetzt und der autoritären Führung um Präsident Nicolás Maduro die Stirn bietet, hat den wichtigsten internationalen Friedenspreis mehr als verdient«, findet Die Glocke aus dem münsterländischen Oelde. Wenn da nicht die Sache mit Trump wäre. Machados »Ehrerbietungen« gegenüber dem US-Präsidenten sind unschön. »Mit ihm sollte der Friedensnobelpreis nicht in Verbindung gebracht werden.« Solche Ambivalenzen bemerkt auch die Volksstimme aus Magdeburg. »Machado steht für die Sehnsucht vieler Venezolaner nach einem demokratischen, prosperierenden Land – und den Schulterschluss mit den Trumpschen USA. Das passt nur bedingt zusammen.« Einen guten Riecher dagegen hat die Rhein-Neckar-Zeitung aus Heidelberg: »Wenn aber Machado die USA zum Putsch aufruft, stellt sich schon die Frage, wie friedlich ihre eigenen Absichten sind.« Schlussfolgerung: »Das Nobelpreiskomitee hätte gleich Trump auszeichnen können.«

Der Berliner Tagesspiegel, das ist löblich, macht auf das Motiv für Machados Friedenstrachten aufmerksam: Sie »ist die älteste Tochter einer Stahlunternehmerfamilie. (…) Kurz nachdem Chavez an die Macht kam und ihre Familie enteignete, gründete sie die Gruppe Sumate, die für transparente Wahlen kämpfte.« Von Ursachen und Widersprüchen unbekümmert, demonstriert die Parallel-Welt ihr Monopol auf tiefere Wahrheiten: »Machado ist der lebende Beweis dafür, dass die Täterrolle im 21. Jahrhundert von der rechten auf die linke Seite des politischen Spektrums wechselte.« Sie »ist das Gesicht des Widerstands gegen diese linksextreme Gewalt. Exzessen, die sich im Namen eines Sozialismus selbst aller erdenklichen faschistischen Methoden bedienen«. (brat)

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