Neue »Nachrüstung«
Von Arnold Schölzel
Seit Montag berichtete die New York Times (NYT) mehrfach über eine »streng geheime« Pentagon-Analyse mit dem Titel »Overmatched brief« (»Unterlegenheitsunterrichtung«). Der Inhalt: China wird die USA in einem Krieg um Taiwan besiegen. Denn die seien von kostspieligen, hochentwickelten Waffen abhängig, China verfüge dagegen über billigere Systeme, die es in großer Zahl massenhaft herstellen könne. Die NYT zitiert US-Kriegsminister Pete Hegseth, der im November gesagt habe, dass die USA in den Kriegsspielen des Pentagons gegen China »jedes Mal verlieren«. Schlussfolgerung der Zeitung: Das US-Militär ist schlecht gerüstet. Die Trump-Administration erhöhe zwar die Verteidigungsausgaben für 2026 auf mehr als eine Billion US-Dollar (am Mittwoch vom US-Repräsentantenhaus verabschiedet), aber: »Ein Großteil dieses Geldes wird für Fähigkeiten verschwendet, die eher unsere Schwächen vergrößern als unsere Stärken ausbauen.«
Beispiel sei der modernste US-Flugzeugträger »Gerald R. Ford«, der 2022 nach mehr als zehn Jahren Bau in Dienst gestellt wurde. Kosten: 13 Milliarden US-Dollar. Seine gewaltige Feuerkraft sei »effektiv, wenn man gegen ein relativ armes, schwaches Land wie beispielsweise Venezuela Krieg führen will«. Das Schiff, das gerade in der Karibik kreuzt, sei aber »tödlich verwundbar«: China verfüge heute über 600 Hyperschallwaffen, die kaum abzuwehren seien, andere Länder verfügten über leise dieselelektrische U-Boote, die US-Schiffe versenken könnten. Neun weitere Flugzeugträger der »Ford«-Klasse sollten noch gebaut werden, aber die USA hätten noch keine einzige Hyperschallwaffe eingesetzt. Als Gründe nennt die NYT: Trägheit des Kongresses sowie ein »fest etabliertes Oligopol« von fünf Rüstungskonzernen, die dem Pentagon immer kostspieligere Weiterentwicklungen derselben Waffen verkauften.
Das Muster der Veröffentlichung ist alt – irgendeine Waffen-»Lücke« wird mit Tamtam »entdeckt« plus der Forderung, sie durch »Nachrüstung« zu schließen. Neu ist: Die Analyse ist plausibel. Die Erfahrungen im Ukraine-Krieg und die Militärparade Chinas am 3. September besagen: Mit relativ niedrigen Kosten rasch herzustellende Spitzentechnik lässt klassische Waffen veralten.
Die Beiträge zum Geheimpapier kurz nach Vorstellung der US-Sicherheitsstrategie laufen auf deren Zuspitzung hinaus: hin zum Angriffskrieg gegen China. Der gelingt nur, so die NYT, durch »Bündelung der Ressourcen von Verbündeten und Partnern auf der ganzen Welt«. Das war am Dienstag auch die Meinung von Friedrich Merz zu Trumps Sicherheitsstrategie: Ja zu »America First«, aber ihr braucht Partner, »macht wenigstens Deutschland zu eurem Partner«. Am Donnerstag bekräftigte Merz seine Erwartung, dass 2026 neue US-Raketen in der Bundesrepublik stationiert werden. Die Hoffnung auf Krieg geben NYT und so einer nicht auf.
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