Tarifverträge sind überfällig
Von Gudrun Giese
Die Rabattschlachten im Handel gehen weiter – die Aktionen gegen miese Arbeitsbedingungen bei den Onlineversendern auch. Nach den Streiks rund um den »Black Friday« in verschiedenen Amazon-Logistikzentren ist nun Zalando Adressat von Beschäftigtenprotesten.
Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi wird seit dem vergangenen Freitag in den Zalando-Logistikzentren in Mönchengladbach und Erfurt gestreikt. Am Montag und Dienstag schlossen sich Beschäftigte des Modeversandhändlers aus Baden-Württemberg, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Sachsen mit Aktionen vor 14 der bundesweit 16 Zalando-Outlets an. Dabei forderten sie Tarifverhandlungen und faire Arbeitsbedingungen. Mit den Aktionen vor den Geschäften soll die Kundschaft auf die gewerkschaftlichen Forderungen aufmerksam gemacht werden, teilte Verdi mit. Solidarisierung mit den Beschäftigten im Kampf um einen Tarifvertrag sei erwünscht. Leisten könnte sich das frühere Berliner Startup die tarifliche Bezahlung locker. Das Unternehmen werde nach eigenen Berechnungen in diesem Jahr einen Vorsteuergewinn von mehr als einer halben Milliarde Euro erwirtschaften. Pro Beschäftigten mache das rund 36.000 Euro aus. Obwohl es als Reaktion auf frühere Streiks kleine Verbesserungen bei Löhnen und Arbeitszeiten gegeben habe, sei beides nach wie vor deutlich unter tariflichem Niveau.
»Unsere Streiks zeigen Wirkung«, meinte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer mit Blick auf die leichten Erhöhungen von Löhnen und Gehältern sowie von Urlaubsregelungen nach Arbeitskämpfen und öffentlichem Druck etwa am 7. Oktober in Erfurt. »Wir werden den Druck aufrechterhalten, bis Zalando seinen Beschäftigten endlich die angemessene Wertschätzung entgegenbringt und sich zu Verhandlungen über einen Tarifvertrag bereit erklärt.« In Berlin fanden sich Montag mittag Beschäftigte und Unterstützer vor dem Zalando-Outlet an der Tauentzienstraße zu einer Aktion ein. Dass der hochprofitable Modeversandhändler hartnäckig Tarifverhandlungen verweigere, stehe in scharfem Kontrast zur Eigenwerbung mit dem Zalando-Ethikkodex, kritisierte der Verdi-Fachbereich Handel im Landesbezirk Berlin-Brandenburg. »Ohne die Kolleginnen und Kollegen, die Tag für Tag in den Logistikzentren schuften, wäre Zalando nichts«, erklärte der zuständige Gewerkschaftssekretär für den Zalando-Logistikstandort im brandenburgischen Ludwigsfelde, Jim Frindert. Es sei inakzeptabel, dass das Unternehmen die Forderung der Beschäftigten und ihrer Gewerkschaft nach Tarifverhandlungen ignoriere.
Ohne Anerkennungstarifverträge nach den regionalen Flächentarifverträgen, wie Verdi sie fordert, stehen die Zalando-Beschäftigten deutlich schlechter da als ihre Kollegen in tarifgebundenen Unternehmen. So arbeiten sie etwa 40 statt 37,5 Stunden, erhalten bis zu vier Euro weniger Stundenlohn sowie geringere Zuschläge und keine tariflichen Absicherungen. Kritik gibt es auch an der zersplitterten Unternehmensstruktur, die dazu führt, dass viele der Einzelgesellschaften über keinen Betriebsrat verfügen. Am Logistikstandort in Ludwigsfelde soll das nun anders werden: Dort steht demnächst erstmals eine Betriebsratswahl an.
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