Donald Bonaparte
Ratschläge aus der Hölle. Maurice Jolys Machiavelli sagt in den »Gesprächen in der Unterwelt«: »Die Massen sind bereit, untätig zu bleiben, aber unter einer Bedingung: dass diejenigen, die sie regieren, ihnen das Schauspiel unaufhörlicher Aktivität, einer Art Fieber bieten; dass sie ihre Aufmerksamkeit ständig mit Neuheiten, Überraschungen und dramatischen Wendungen auf sich ziehen.« Dass dies nun, wiewohl auf Napoleon III. gemünzt, die Masche auch des Bonapartisten Donald Trump ist, weiß ja inzwischen fast jeder, aber eben nicht immer. Die Schüsse auf Nationalgardisten in Washington, D. C., und die Präsentation eines Tatverdächtigen aus Afghanistan begründen die neueste Volte (verschärfte Einwanderungspolitik) aus dem Weißen Haus. In hiesigen Redaktionen macht man sich so seine Gedanken.
Ein bisschen Empörung gibt es bei der Frankfurter Rundschau: »Statt nach den Schüssen auf die Nationalgardisten die Gemüter zu beruhigen, nutzt Donald Trump die Bluttat wenig überraschend schamlos für seine politischen Zwecke. (…) Und die Zeiten, in denen Republikaner davor warnten, derartige Gewalt zu instrumentalisieren, sind lange vorbei.« Etwas nüchterner gibt sich die Deutsche Presseagentur. Dort erwägt man die Motive des Präsidenten (Stärke präsentieren, vom Epstein-Fall ablenken, kalkulierter Zuspruch für eine erneut verschärfte Antimigrationspolitik), weist den Präsidenten aber zugleich und freundlicherweise auf moralische Fehler hin: »Trump hätte an einem der wichtigsten Feiertage in den USA – dem Erntedankfest Thanksgiving – einen anderen Ton wählen können. Die Amerikaner sind an dem Tag bei ihren Familien, es geht um Frieden und Zusammenhalt. Trump hätte seine Worte an die ohnehin tief gespaltene Nation für einen Appell an Einigkeit und Versöhnung nutzen können.«
Hat er aber nicht, und wenn er gegen Afghanen hetzt, bringt die FAZ dafür Verständnis auf: Die Reaktion des Präsidenten sei erwartbar, sie entspreche »seiner harten Sicherheits- und Migrationspolitik. Die wird durch solche Vorfälle eher populärer, er war ja schon dafür gewählt worden. Seine Kritiker, nicht nur in Amerika, werden sich wieder schwertun, die Frage zu beantworten, warum eine westliche Gesellschaft Gewalttaten als Preis von Migration akzeptieren sollte«.
Bevor nun aber Missverständnisse entstehen könnten, mit was für einer Type wir es im Falle Trump zu tun haben, klärt uns der blitzgescheite Absolvent von Totalitarismusstudien Josef Joffe in der Welt auf: »Donald Trump ist ein brillanter Performer, aber er ist weder ein Adolf Hitler noch ein Benito Mussolini.« (brat)
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