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Aus: Ausgabe vom 29.11.2025, Seite 1 / Ansichten

Halb so schlimm?

Reallohnentwicklung
Von Susanne Knütter
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Das dürfte man in Millionen Haushalten etwas anders sehen: Das Statistische Bundesamt sagt, die Reallöhne seien gestiegen

»Deutlicher Anstieg der Reallöhne im dritten Quartal«; »Reallöhne gleichen Verluste der Vorjahre aus«. Solche Jubelmeldungen werden uns mittlerweile quartalsweise aufgetischt. Immerhin: Inzwischen weisen die Agenturen selbst auf ein kleines, aber nicht ganz unwichtiges Detail hin: Die am Freitag vermeldeten Reallöhne sind jetzt gerade einmal auf dem Stand vom dritten Quartal 2019 angekommen. Also vor der Coronapandemie und der Eskalation des Ukraine-Kriegs. Heißt aber auch: Zwischen 2019 und 2023 stiegen die Löhne gar nicht, die Preise für Energie und Lebensmittel dafür um so mehr.

Deshalb ist auch der stets angeführte Bezug zur Inflationsrate irreführend. Die Nominallöhne stiegen laut Statistischem Bundesamt im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4,9 Prozent bei einer Inflationsrate von 2,3 Prozent. Heraus kam ein um die Verbraucherpreise bereinigter Bruttolohnzuwachs von 2,7 Prozent. »Der bislang höchste Anstieg in diesem Jahr«. Das Problem: Die Preise sinken nie. Der Vergleich zum Vorjahr bildet daher nicht die ganze Wahrheit ab. Die Leute haben auch heute noch mit der Teuerung von vor drei Jahren zu kämpfen.

Hinzu kommt: Die Wiesbadener Behörde betrachtet ausschließlich die Vollzeitkräfte. Die 40 Prozent Teilzeitlöhner kommen mit ihrem halben oder Dreiviertelgehalt nicht vor. Das relativiert dann auch die nächste Jubelmeldung: Die Nominallöhne der Geringverdiener legten vergleichsweise am stärksten zu (7,2 Prozent).

Kein Wunder also, wenn ein paar renitente Gewerkschafter für die anstehende Lohnrunde im öffentlichen Dienst lieber 600 Euro statt 300 Euro mehr gefordert gesehen hätten. Verwunderlich hingegen, dass die IG Metall in der zurückliegenden Stahlrunde lediglich eine Erhöhung verlangt hatte, die die Reallöhne sichern sollte. Das finale Ergebnis fiel dann noch dürftiger aus. Dabei ist es nicht so schwer: Nur zu einem geringen Anteil arbeitet der Lohnabhängige für seinen Lohn. Alles, was er darüber hinaus erarbeitet, geht an den Eigentümer. Deshalb muss auch in Krisenzeiten die Losung sein: Arbeitszeitverkürzung bei gleichzeitiger Lohnerhöhung. Und im öffentlichen Dienst: Was der Staat in die Kriegsvorbereitung steckt, soll er uns doppelt als Gehalt auszahlen.

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