Verständnis für Kapitalisten
Die Entscheidung der sogenannten Familienunternehmen, künftig den Dialog mit der AfD nicht zu verweigern, trifft bei der Kapitalistenpresse vor allem auf eines: Verständnis. Am Mittwoch wurde aber auch der warnende Zeigefinger Richtung Berlin gehoben. Schließlich reden einige in der Rechtsaußenpartei deutlich höheren Sozialleistungen das Wort.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) pflichtete den Kapitalisten bei. Allein schon die Idee, »die gesamte Wirtschaft könne Kontakte mit einer Partei vermeiden, die in den Umfragen bei rund 25 Prozent liegt und in vielen Parlamenten vertreten ist«, sei »wirklichkeitsfremd«. Es sei »kein Geheimnis, dass die AfD zu ihren Wählern auch Unternehmer zählt«. Diese seien mehrheitlich enttäuscht, weil sich »die Union zu häufig zum Büttel der SPD« mache.
Die »Ultrarechten« seien »erste Adressaten«, bedauerte der Tagesspiegel, und nicht mehr die Union oder gar die FDP. Die AfD rede »wirtschaftsliberal und unternehmerfreundlich«. Vor einer wirklichen Einbindung ins Regierungsgeschäft warnte das Berliner Blatt aber. Der »Standort Deutschland« würde leiden. Schließlich vertrete die AfD auch »außenpolitische Positionen, die geeignet sind, dieses Land ins Unglück zu stürzen«, erklärte die FAZ und fühlte sich »an die Naivität mancher deutscher Wirtschaftsführer aus den Jahren 1928 bis 1932« erinnert. Der Münchner Merkur wusste zu differenzieren. »Wenn die Familienunternehmer mit Alice Weidel sprechen, werden sie anderes zu hören kriegen als, sagen wir, von Björn Höcke«. Der Thüringer Landes- und Fraktionsvorsitzende der AfD vertrete anders als die Parteichefin »keine wirtschaftsliberale Agenda, sondern eine national-soziale«.
Dies müssten sich die Kapitalfraktionen zunutze machen, riet die Neue Zürcher Zeitung aus der Schweiz, Weidels Wahlheimat. Die Einbeziehung »in den Diskurs mit der Wirtschaft« öffne die Tür zur Parteiprogrammatik und stärke »die wirtschaftsliberalen und anschlusswilligen Kräfte« im »Kampf gegen den nationalistisch-kollektivistischen Flügel«. Am Ende hätte die CDU mit einer entsprechend entkernten AfD »die Beinfreiheit«, die sie auch als Hebel gegen Begehrlichkeiten einer SPD – »unter dem gestiegenen Einfluss linker Umverteilungspolitiker« – und die Grünen einsetzen könne, also jene »linke Parteien«, aus deren »Schwitzkasten« sich die Christdemokraten befreien müssten.
Eine »auch nur irgendwie geartete Beteiligung der AfD an einer Regierung« würde nichts »in diesem Land ökonomisch verbessern«, prognostizierte das Handelsblatt. Die AfD fordere »ein Rentenniveau von 70«. Dies passe »so gar nicht zu den Erwartungen der Arbeitgeber an eine Reformpolitik, die Betrieben wieder Luft zum Atmen gibt«, sekundierte der Merkur. (mb)
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