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Aus: Ausgabe vom 25.11.2025, Seite 5 / Inland
Kindererziehung

Bauklötze und Burnout

Beratungsgremium der Kultusministerkonferenz fordert mehr Gesundheitsförderung für pädagogische Fachkräfte in Kitas
Von Gudrun Giese
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Stressiger Arbeitsalltag für Erzieherinnen und Erzieher: Spieltag in der Krabbelgruppe (Schwerin, 20.5.2020)

In den zurückliegenden Jahren beklagten die Betreiber von Kinderbetreuungseinrichtungen Personalmangel und zu große Gruppen. Nun, da sich mit den rückläufigen Geburtenzahlen Entspannung abzeichnet, wollen Vertreterinnen und Vertreter der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) einem möglichen Stellenabbau vorbeugen. Bei der Pressekonferenz (PK) am Montag in Berlin präsentierte das Beratungsgremium der Kultusministerkonferenz Empfehlungen für eine Fachkräftesicherung.

In der Stellungnahme »Gesunde Fachkräfte, gute Bildung: Personal und Qualität in der frühen Bildung sichern« geht es um die physische und psychische Gesundheit der Erzieherinnen. Man habe analysiert, so Yvonne Anders, SWK-Mitglied und Professorin für frühkindliche Bildung und Erziehung an der Universität Bamberg, wie sich verschiedene Einflüsse auf die Gesundheit der Fachkräfte auswirkten und damit auf ihre Arbeitszufriedenheit sowie die Bereitschaft, im Beruf weiterzuarbeiten. Die Belastung der Betreuungskräfte sei hoch und habe mit verschiedenen Stressfaktoren bei der Arbeit mit kleinen Kindern zu tun. Auch wenn sich die Lage bei der Personalstärke in Folge des einsetzenden Geburtenrückgangs allmählich beruhige, bleibe es in den Kindertagesstätten durch hohe Fluktuation und Krankheitsfälle nach wie vor angespannt, so dass die Betreuungssicherheit ebenso gefährdet sei wie die Qualität. Kleine Kinder litten besonders darunter, wenn die Betreuer immer wieder wechseln. Gestresste und erschöpfte Fachkräfte könnten den Kindern zudem weniger bieten.

Deshalb sollte auf allen Ebenen die Gesundheitsförderung einbezogen werden, forderte Olaf Köller, Vizevorsitzender der SWK und geschäftsführender wissenschaftlicher Direktor am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und der Mathematik. »Wir sehen im derzeitigen demographischen Wandel eine Chance zur Steigerung der Qualität in der frühen Bildung«, sagte er auf der PK. Strategien zur Gesundheitsförderung würden langfristig einen Beitrag zur Fachkräfte- und Qualitätssicherung leisten. Gesundheit und Motivation der Fachkräfte seien die Basis für eine gute frühe Bildung, stellte Anders fest. Werde beides gestärkt, »profitieren nicht nur die Fachkräfte selbst – sondern auch die Kinder, Familien und letztlich die gesamte Gesellschaft«. Wichtig sei es, das Thema umfassend anzugehen, da es nicht allein um Personalschlüssel gehe, »sondern auch um eine Integration von Gesundheitsförderung in Aus-, Fort- und Weiterbildung«. Zudem könnten in der frühkindlichen Bildung Digitalisierung sinnvoll genutzt, organisatorische Strukturen geändert sowie effektive Präventions- und Interventionsideen eingesetzt werden.

Grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber der SWK-Stellungnahme zeigte sich Mark Rackles, Senator für Kinder und Bildung in Bremen und in dieser Eigenschaft Mitglied der Bildungsministerkonferenz. Es sei vor allem wichtig, die Gesundheitsförderung der Kitafachkräfte nicht als Zusatzthema anzusehen, sondern sie auf allen Ebenen wie der Ausbildung, der Fortbildung und in der täglichen Arbeit mitzuberücksichtigen. Für die Konferenz ergebe sich daraus der Auftrag, bestehende Strukturen so weiterzuentwickeln, »dass Fachkräfte in ihrem anspruchsvollen Alltag entlastet werden können«. So werde die pädagogische Qualität gestärkt und damit die verlässlichen Bedingungen für Kinder und Eltern gesichert. Einzig die verstärkte Nutzung digitaler Technik in den Betreuungseinrichtungen für die Jüngsten sah Rackles als eher fraglich an. Primär müsse es darum gehen, die Arbeit in Kitas und anderen Einrichtungen der pädagogischen Frühförderung attraktiver zu machen, auch durch bessere Aufstiegschancen und kleinere Gruppen, was sich mit den Forderungen der SWK deckt.

Die SWK-Stellungnahme wurde als Auftakt zur Fachtagung »Resilienz von Fachkräften in der frühen Bildung« vorgestellt, die die »Bremer Initiative zur Stärkung frühkindlicher Entwicklung« (BRISE) in diesem Jahr in Berlin veranstaltet.

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