Wert der Werte
Fuffzigkommavier. Wovon die CSU in Bayern bloß noch träumt, Kai Wegner in Berlin ohnehin. Zohran Mamdani hat New York gelandslidet. Er wird der nächste Bürgermeister, als Modellathlet der Liberals: Sohn wohlhabender Einwanderer, höhere Bildung, HipHop-Fan, mit einer Künstlerin verheiratet, Weihen von Bernie und AOC. Entsprechend jubelt man dies- und jenseits des großen Wassers.
Ein paar Autoren machen sich Gedanken über die Gründe. Verhalten besorgt zeigt sich Die Welt um die Welt, genauer: die Unternehmer: »Einfrieren der Mieten, kostenlose Busse, kostenlose Betreuung für Kleinkinder, staatlich betriebene Lebensmittelläden, Mindestlohn von 30 US-Dollar (…) und spürbar höhere Steuern für Millionäre.« Doch der Sieg ist auch symbolisch: »Nur in New York kann ein in Uganda geborener Muslim, der sich als demokratischer Sozialist bezeichnet, Chef der berühmtesten Stadt der Welt werden.« Es dürfte sich auch schwierig gestalten, außerhalb von New York Bürgermeister von New York zu werden. Über Mamdanis Siegesrede heißt es, dass sie »schnell einen konfrontativen Ton annahm mit einer deutlichen ›Wir gegen die‹-Botschaft«. Handelsübliche Polarisierungsleier.
Statt die Wahl konvenient als Linksruck zu deuten, kommentiert Fox News: »Mamdani hat nicht gewonnen, weil New York plötzlich den Sozialismus für sich entdeckt hat«, eine »tiefe Frustration« sei der Grund: »Die Mieten steigen schneller als die Gehälter. Die Steuern zehren die Gehaltsschecks auf. Der Kauf eines Eigenheims scheint unmöglich. (…) Selbst Menschen mit guten Jobs haben das Gefühl, dass sie immer schneller laufen müssen, nur um auf der Stelle zu bleiben.« Mamdani »bot keine Revolution an. Er bot Anerkennung an.« Genau das. Weshalb Parallelen zur rechtspopulistischen Strategie sinnfällig werden: »Es ist dasselbe Gefühl, das Donald Trumps Aufstieg beflügelt hat.« Der Frust über ein gebrochenes Aufstiegsversprechen nämlich.
Beim Handelsblatt kann man das statistisch unterfüttern. Mamdanis Kampagne habe die »Cappuccino-Linke« bedient. Aus dem Jargon der Neunziger übersetzt: die Matcha-Latte-Linke, »Akademiker, die sich die Werte der Arbeiterklasse als moralisches Statussymbol angeeignet haben«. Haushalte, »die im vergangenen Jahr weniger als 30.000 Dollar pro Jahr erzielten, entschieden sich (…) zu 41 Prozent für Mamdani. (…) Aus der Einkommensklasse zwischen 100.000 und 200.000 Dollar haben 55 Prozent für (ihn) gestimmt.« Links in der Gesinnung, konform im Leben. Der Kandidat teilt die Werte seines Milieus, das ihn mit hohen Werten belohnt hat. (fb)
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (6. November 2025 um 07:28 Uhr)Warum zwingt ihr eure Leserschaft immer mal wieder dazu, erst das Englischwörterbuch benutzen zu müssen, ehe man euch verstehen kann? Warum »gelandslidet« (also weder englisch noch deutsch!), statt einfach mitzuteilen, dass Mamdani einen erdrutschartigen Sieg eingefahren hat? Ist es nicht einfacher, wenn der Autor zum Wörterbuch greift, statt dass Zehntausende Leser das tun müssen?
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Renate T. (7. November 2025 um 05:46 Uhr)Ich fand’s lustig. Es liegt vielleicht daran, dass ich gerne mit Sprache herumspiele, auch unter Einbeziehung meiner rudimentären Fremdsprachenkenntnisse. Wenn alles in der jungen Welt nur in reinem Deutsch geschrieben würde, wäre mir fad. Landslide ist viel poetischer als Erdrutsch (allein der Klang!). Gelandslidet ein verwegenes Denglish. Ich habe mich jedenfalls gut amüsiert beim Lesen des Artikels. Was ja neben der Information auch nicht unwichtig ist.
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