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Aus: Ausgabe vom 06.11.2025, Seite 3 / Ansichten

Gegenddarstellung: Dietmar Koschmieder

Von Verlag und Redaktion
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Dietmar Koschmieder am 30. Dezember 2020 in Berlin

Dietmar Koschmieder wollte eigentlich Lehrer werden. Er wäre ein guter geworden. Doch dazu hat es nicht kommen sollen – der Beamtenlaufbahn eines jungen DKP-Mitglieds standen die bundesdeutschen Realitäten der 80er Jahre im Wege. Als Opfer der »Berufsverbote« musste er sich sein Recht auf ein Referendariat einklagen, Beugehaftandrohung gegen den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Späth inklusive. Dennoch, zur Übernahme in den Schuldienst sollte es nicht kommen.

Ob sich die BRD damit einen Gefallen getan hat? Der sogenannte Radikalenerlass hatte unter anderem zum Ziel, linke Lehrer zu verhindern, damit sie ihren Schülerinnen und Schülern nichts Falsches – also Richtiges – über die sozialen Verhältnisse, über Krieg und Frieden erzählen konnten. So machte Dietmar 1990 statt dessen ein Praktikum bei der Jungen Welt in Berlin. Im turbulenten letzten Jahr der DDR. Dass dies der Beginn seiner eigentlichen politischen Bestimmung werden sollte, war ihm wohl selbst nicht bewusst.

Fünf Jahre später – die frühere FDJ-Zeitung war privatisiert, zugrunde gewirtschaftet und eingestellt worden – ergriff Dietmar, damals Vorsitzender des Betriebsrats, die Initiative und übernahm mit Teilen der Belegschaft selbst das Blatt. So begann die von Freund wie Feind kaum für möglich gehaltene Geschichte einer seit nunmehr 30 Jahren in Eigenregie von der Genossenschaft LPG junge Welt eG herausgegebenen marxistischen Tageszeitung junge Welt. Die Zeitung, mit Dietmar als Geschäftsführer des Verlages 8. Mai, erreicht heute rund eine Viertelmillion Menschen am Tag. Die Moral von der Geschicht’: Berufsverbote lohnen nicht.

Dietmar wird diesen Donnerstag 70 Jahre alt, die junge Welt gäbe es ohne ihn nicht – nicht mehr, nicht mehr so, zumindest. In Dank und Anerkennung, lieber Dietmar, ad multos annos! Und: ¡Hasta la victoria siempre!

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