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20.10.2025, 19:25:24 / Ausland
Vatikan

Papst Leo trifft erstmals Opfer sexueller Gewalt

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Laut Papst Leo XIV. gibt es innerkirchliche Widerstände gegen die Aufarbeitung des Skandals um sexualisierte Gewalt (Vatikan, 20.10.2025)

Rom. Papst Leo XIV. ist erstmals nach seinem Amtsantritt im Mai mit Opfern sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche zusammengetroffen. Das Gespräch mit Vertretern aus mehr als 30 Ländern sei »offen und frei« verlaufen, sagte ein Mitbegründer der Opferorganisation ECA, Tim Law, der Nachrichtenagentur AFP am Montag. Die Organisation hatte Leo um das Treffen gebeten. Dass dieses zustande gekommen sei, sei »historisch« und ein »großer Schritt«, betonte Law.

Ziel sei es gewesen, eine Beziehung zu Leo aufzubauen und »eine Zusage dafür zu erhalten, dass die Gespräche fortgeführt werden – und er war offen für beides«. Statt wie geplant 20 Minuten habe das Treffen eine Stunde gedauert.

Die Opfervertreter hätten den Papst gebeten, sich dafür einzusetzen, dass der Vatikan eine bereits in den USA geltende Nulltoleranzpolitik gegenüber geistlichen Sexualstraftätern auf die gesamte katholische Kirche ausweite, sagte Law. Leo habe gesagt, dagegen gebe es in einigen Weltregionen »großen Widerstand«. Er habe sich aber offen dafür gezeigt, dass sich Opfervertreter in Zukunft enger mit den kirchlichen Kommissionen austauschen, die sich mit diesen Fragen befassen.

Die US-Bischöfe hatten sich auf eine Charta geeinigt, wonach Geistliche dauerhaft ihres Amtes enthoben werden, wenn es Beweise für sexualle Straftaten gegenüber Minderjährigen oder wenn es ein entsprechendes Geständnis gibt. Diese Regel gilt ab dem ersten Missbrauchsfall.

Der Vatikan bestätigte, dass Leo eine Audienz mit den Opfervertretern der ECA abgehalten habe, machte jedoch keine Angaben zum Inhalt des Gesprächs.

Leo hatte im ersten Interview seines Pontifikats im September gesagt, dass er keine grundlegenden Änderungen in der katholischen Kirche unter anderem im Umgang mit dem Thema der sexuellen Gewalt anstrebe. Für Beschuldigte gelte bis zum Nachweis ihrer Straffälligkeit die Unschuldsvermutung, sie sollten entsprechend »geschützt« werden. Den Opfern müsse die Kirche mit »großem Respekt« und »Verständnis« begegnen, sagte Leo weiter. Das Thema sexueller Missbrauch solle während seines Pontifikats aber »nicht zum zentralen Thema der Kirche werden«. (AFP/jW)

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