Starmer macht Druck
Von Reinhard Lauterbach
In London wollte am Freitag nachmittag die sogenannte Koalition der Willigen über die weitere militärische Unterstützung der Ukraine beraten. Fertige Pläne schien es aber vor dem Treffen nicht zu geben, alle Seiten beließen es bei Appellen. Der britische Gastgeber Keir Starmer gab die Stoßrichtung vor: Die Ukraine müsse »vor dem Winter in die bestmögliche Position gebracht werden«. Zum Auftakt seines Gesprächs mit dem ebenfalls angereisten ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij sagte der sozialdemokratische Premier: »Ich denke, wir können noch mehr tun.« Das betreffe insbesondere Waffen mit großer Reichweite. Beraten würde zudem über die »wichtige Aufgabe« der Bereitstellung künftiger »Sicherheitsgarantien«.
Die Bundesregierung teilte ebenfalls mit, es gehe darum, die Ukraine »bestmöglich und durchhaltefähig zu unterstützen«. Zum Ansinnen Kiews, nun nach den offenbar zur Neige gehenden Vorräten an »Storm Shadow«-Marschflugkörpern die noch etwas weiter reichenden »Taurus«-Marschflugkörper aus den Beständen der Bundeswehr geliefert zu bekommen, äußerte sich Berlin nicht.
Dabei haben die USA offenbar an dem ukrainischen Angriff auf zwei russische Munitions- und Treibstoffabriken im Gebiet Brjansk am Dienstag einen größeren Anteil als offiziell zugegeben. Die New York Post meldete am Freitag, der mit Hilfe britischer »Storm Shadow«-Raketen durchgeführte Angriff sei entscheidend durch US-Aufklärungsdaten ermöglicht worden. Zurückgeführt wird das auf einen Politikwechsel Washingtons, der von US-Präsident Donald Trump jedoch dementiert wird. Zuvor hatte das Wall Street Journal am Mittwoch berichtet, dass die USA eine »wichtige Beschränkung für den Einsatz europäischer Langstreckenraketen durch die Ukraine« aufgehoben hätten. Trump bezeichnete den Bericht, der sich auf Aussagen US-Offizieller stützte als »Fake News«.
Unterdessen gehen die diplomatischen Bemühungen zwischen Washington und Moskau weiter. An diesem Sonnabend sollen die beiden Sondergesandten Kirill Dmitrijew und Steve Witkoff zu Gesprächen in den USA zusammenkommen.
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Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (25. Oktober 2025 um 10:14 Uhr)Die Ukraine hat von Anfang an nicht die Unterstützung bekommen, die sie gebraucht hätte, um diesen Krieg überhaupt gewinnen zu können. Jetzt, wo die Front für Kiew in sich zusammenfällt, überbieten sich westliche Regierungen in hektischen Appellen und Symbolgesten – als ließe sich mit Eile kaschieren, was längst versäumt wurde. Mehr Waffen, mehr Reichweite, mehr Durchhalteparolen – all das mag Russland kurzfristig treffen, aber es ändert nichts an der strategischen Realität: Der Krieg ist verloren. Und das war vorhersehbar, seit Joe Biden klarstellte, dass die NATO keinen direkten Konflikt mit Moskau riskieren werde. Die Realität ist unbequem: Der Westen wollte nie den Sieg der Ukraine, sondern die Schwächung Russlands. Dieses Ziel wurde teilweise erreicht – doch zu welchem Preis? Ein geschwächtes Russland, eine ausgeblutete Ukraine und ein Westen, der sich in seiner eigenen Zögerlichkeit verfängt. Angesichts der tektonischen Verschiebungen in der globalen Machtordnung bleibt die Frage: Hat sich dieses Spiel wirklich gelohnt – oder steht der Westen jetzt selbst vor den Trümmern seiner Strategie?
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