Eine Revolutionärin kehrt zurück
Ihr Name, Assata Shakur, ist zu einem Symbol des revolutionären Widerstands der Schwarzen gegen die weiße Nation und das amerikanische Imperium geworden. Von Polizeikugeln getroffen, zusammengeschlagen und mit dem Tod bedroht, wurde Assata der Bedeutung ihres Namens gerecht: »Die, die kämpft.«
Geboren wurde sie als JoAnne Deborah Byron am 16. Juli 1947 in Queens, New York. Sie wuchs in den turbulenten 1960er Jahren auf, als sich viele junge Schwarze Bewegungen und Organisationen anschlossen, die sich für die Befreiung der Schwarzen einsetzten. Sie trat zunächst der »Black Panther Party« bei und später der »Black Liberation Army« (BLA) und entwickelte sich zu einem ihrer bekanntesten und beliebtesten Mitglieder.
Als drei junge Black Panther auf dem New Jersey Turnpike in Richtung Süden fuhren, wurden sie von Staatspolizisten in einem Hinterhalt überfallen. Es kam zu einer Schießerei. Dabei wurden Zayd Malik Shakur, einer der Panther, und ein Polizist getötet. Assata wurde in den Rücken geschossen und schwer verletzt, als sie die Hände hochhielt. Der dritte Panther, Sundiata Acoli, überlebte den Überfall gemeinsam mit ihr.
Die beiden Überlebenden wurden später wegen Mordes angeklagt. Assata musste sich etwa zehn Gerichtsverfahren stellen, wurde jedoch jedes Mal freigesprochen. Letztlich wurde sie in nur einem einzigen Prozess wegen des getöteten Polizisten verurteilt, obwohl sie unbewaffnet war. Der Staat drohte ihr absurderweise mit einer weiteren Verurteilung – wegen der Tötung von Zayd!
Ein Kommando der BLA befreite sie 1979 aus dem Gefängnis. Anschließend lebte sie im Untergrund, bis sie 1984 nach Kuba gelangte, wo ihr politisches Asyl gewährt wurde. Dort konnte sie studieren und selbst unterrichten. Sie schrieb fesselnde Gedichte und setzte sich weiterhin für gesellschaftliche Veränderungen in den Vereinigten Staaten und natürlich für die Befreiung der schwarzen Nation ein. Sie diente ihrem Volk und der Sache der Freiheit mit Tapferkeit, Anmut und Scharfsinn. Sie repräsentierte ihre Generation, so wie die Sklavenbefreierin Harriet Tubman ihre eigene verkörperte.
In ihrem Gedicht »Bekenntnis« schrieb Assata:
»Ich glaube an alles Lebendige. / Ich glaube an das Spektrum / der Beta-Tage und Gamma-Menschen. / Ich glaube an Sonnenschein. / An Windmühlen und Wasserfälle, / Dreiräder und Schaukelstühle. / Und ich glaube daran, dass Samen zu Trieben / Und Triebe zu Bäumen heranwachsen. / Ich glaube an die Magie der Hände. / Und an die Weisheit der Augen. / Ich glaube an Regen und Tränen. / Und an das Blut der Unendlichkeit.
Ich glaube an das Leben. / Und ich habe gesehen, wie die Parade des Todes / durch den Torso der Erde marschierte / und auf ihrem Weg Lehmkörper formte. / Ich habe die Zerstörung des Tageslichts / und blutrünstige Maden gesehen, / die angebetet und begrüßt wurden.
Ich habe gesehen, wie die Gütigen blind / und die Blinden gefesselt wurden / in einer einzigen einfachen Lektion. / Ich bin über zerbrochenes Glas gelaufen. / Musste bittere Pillen schlucken und labbriges Weißbrot essen / und den Mief der Gleichgültigkeit atmen.
Ich wurde von Gesetzlosen eingesperrt. / Von Hasserfüllten in Handschellen gelegt. / Und von Habgierigen geknebelt. / Wenn ich überhaupt etwas weiß, / dann, dass eine Mauer nur eine Mauer ist / und nichts weiter. / Sie kann niedergerissen werden.
Ich glaube an das Leben. / Ich glaube an die Geburt. / Ich glaube an den Schweiß der Liebe / und an das Feuer der Wahrheit.
Und ich glaube, dass ein verlorenes Schiff, / gesteuert von erschöpften, seekranken Seeleuten, / immer noch zurückkehren kann / in den Heimathafen.«
Eine schwarze Revolutionärin kehrt nach 78 Frühlingen zu ihren Vorfahren zurück. Ein Gruß an Kuba, das dieser sichere Hafen für sie war.
Übersetzung: Jürgen Heiser
Tageszeitung junge Welt am Kiosk
Die besonderen Berichterstattung der Tageszeitung junge Welt ist immer wieder interessant und von hohem Nutzwert für ihre Leserinnen und Leser. Eine gesicherte Verbreitung wollen wir so gut es geht gewährleisten: Digital, aber auch gedruckt. Deswegen liegt in vielen tausend Einzelhandelsgeschäften die Zeitung aus. Überzeugen Sie sich einmal von der Qualität der Printausgabe.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Ausland
-
Suche nach Kriegsvorwand
vom 20.10.2025 -
Gazakrieg unter neuem Namen
vom 20.10.2025 -
Korb für Selenskij
vom 20.10.2025 -
Zweierlei Recht
vom 20.10.2025 -
Unerschrockener Protest
vom 20.10.2025 -
Atomdeal abgelaufen
vom 20.10.2025 -
»Ich wurde in einem Hinterzimmer geschlagen«
vom 20.10.2025