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Aus: Ausgabe vom 20.10.2025, Seite 1 / Ausland
Nahostkonflikt

Gazakrieg unter neuem Namen

Israel bricht Waffenruhe in dem Küstenstreifen und gibt Hamas die Schuld
Von Gerrit Hoekman
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Mangels schweren Geräts gestaltet sich die Suche nach den verschütteten Leichnamen israelischer Gefangener schwierig (Khan Junis, 19.10.2025)

Der Krieg in Gaza ist trotz des »Friedensgipfels« von Scharm Al-Scheich noch keineswegs vorbei. Israels Regierung hat ihm am Sonntag sogar einen neuen Namen gegeben: Die Operation »Schwerter aus Eisen« heißt jetzt »Krieg zur Wiederbelebung« – und fordert weiter Opfer: Elf Familienmitglieder, sieben Kinder, drei Frauen und ein Mann, starben am Freitag abend in Gaza-Stadt, als die israelische Armee das Feuer auf ihr Auto eröffnete, meldete Al-Dschasira. Die Familie habe in ihr Haus zurückkehren wollen. Dabei geriet sie angeblich in eine verbotene Zone, worauf sie ohne Anzeichen unmittelbarer Gefahr beschossen wurde. Al-Dschasira erfuhr durch eine Korrespondentin vor Ort, dass es an der Stelle keine Markierung oder Warnschilder gibt.

Zwar kündigte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz an, die sogenannte gelbe Linie in Gaza werde bald markiert. Doch sein ­extrem rechter Kabinettskollege Bezalel Smotrich postete am Sonntag auf der Plattform X nur ein Wort: »Krieg!« Er behauptete, Hamas-Kämpfer hätten am Morgen in Rafah im Süden Gazas israelische Soldaten angegriffen, was ein klarer Verstoß gegen die Waffenruhevereinbarung sei. Schon am Sonnabend hatte das US-Außenministerium verlauten lassen, es verfüge über »glaubwürdige Informationen«, dass die Hamas in Gaza einen »Angriff auf Zivilisten« plane.

Die Hamas widersprach: Die Aktion habe sich gegen Jassir Abu Schabab gerichtet, den Chef einer »Volkskräfte« genannten Gruppe, die sowohl mit dem »Islamischen Staat« liiert ist als auch mit Israel kollaboriert. Sie operiert aus der Zone heraus, die noch unter Kon-trolle der israelischen Armee steht. Das sind ungefähr 58 Prozent des Gazastreifens. Die israelische Luftwaffe und eine Spezialeinheit seien Abu Schabab zu Hilfe gekommen, so die Times of Israel. Der palästinensische Journalist Mohammed Schehada schrieb auf X, dass dabei ein oder zwei Soldaten getötet worden sein könnten. Er hob hervor, dass Israel die »Volkskräfte« gezielt einsetze, um Gaza zu destabilisieren und einen »Bürgerkrieg« zu provozieren.

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