»Eurofighter«-Bau angekurbelt
Von Luca von Ludwig
Ob zu Land, zu Wasser, in der Luft oder im Weltraum: Unabhängig vom Terrain beanspruchen die Staaten dieser Welt die Hoheit zur waffengewaltigen Durchsetzung ihrer Interessen. Schlecht für das menschliche Kanonenfutter, gut für die Geschäftsbücher der Waffenschmieden. Der Luft- und Raumfahrtriese Airbus, so berichtete das Handelsblatt am Mittwoch, wird die Produktion seiner »Eurofighter«-Kampfjets jetzt verdoppeln – auch wegen Milliardenaufträgen der deutschen Bundesregierung, die vergangene Woche genehmigt wurden.
20 neue Kampfflugzeuge für etwa 3,75 Milliarden Euro hat die Bundesregierung bei dem Konzern laut dem Bericht bestellt. Zum Auftrag gehören laut Verteidigungsministerium auch Ersatzteile und Taktiksimulatoren, um die Piloten zu trainieren. Ferner sollen die Maschinen mit neuester Technik aufwarten, mit besseren Radarsystemen und erweiterten Fähigkeiten zur elektronischen Kriegführung – also Signalstörungen und ähnlichem. Mit der Lieferung wird ab 2031 gerechnet.
Konkret sollen die neuen »Eurofighter« die gegnerische »bodengebundene Luftverteidigung« laut Ministerium besser überwinden und stören können. Auch sollen die »Eurofighter« mit dem Sensorsystem »Arexis« des Herstellers Saab ausgestattet werden. Dieses ist nach Herstellerangaben besonders geeignet zur Ortung von Radarsendern in komplexen elektromagnetischen Umgebungen – sprich, modernen Luftschlachtfeldern, in denen sich eine Vielzahl von Sensorströmen überlagert. Alles Extraposten mit eigenen Preisen im einstelligen Milliardenbereich. Die Militärs erhoffen sich davon besseren Schutz der Flugzeuge vor gegnerischen Geschossen. Zudem wurde für mehr als 50 Millionen Euro panzerbrechende Munition geordert. Die hier bestellte Variante ist ebenfalls auf die Luft-Boden-Kriegführung ausgelegt.
Die hohen Ausgaben sorgen für ebenso hohe Stimmung bei Airbus. In der Vergangenheit habe man noch darum kämpfen müssen, das wirtschaftlich vertretbare Minimum von zehn Maschinen pro Jahr zu halten, sagte der Chef der Rüstungssparte, Michael Schöllhorn, dem Handelsblatt. »Nun verdoppeln wir die Rate in Erwartung zukünftiger Aufträge.« Wenn es nach Airbus geht, findet der »Eurofighter« bald auch außerhalb der Partnerländer, für die er ursprünglich entwickelt wurde, Abnehmer. Saudi-Arabien beispielsweise zeige Interesse am Kauf neuer Maschinen zur Aufstockung seiner früheren Modelle. Die BRD erlaubte 2024 die Lieferung von 48 Flugzeugen über den Umweg Großbritannien und erst kürzlich von weiteren 40 Maschinen in die Türkei.
Auch beim Ringen um das Zukunftsprojekt »Future Combat Air System« (FCAS) verschafft der Aufschwung Airbus einen Vorteil gegenüber seinem französischen Kooperationspartner/Konkurrenten Dassault Aviation. Schon seit Beginn des Projektes gibt es Streitigkeiten darum, wer welche Komponente beisteuern und entsprechende Technologievorteile und Gewinne einstreichen darf. Dassault verkündete kürzlich, notfalls könne man das Projekt auch im Alleingang bewerkstelligen, man sei aber für Kooperationen offen, »auch mit den Deutschen«. Beim FCAS geht es um die Entwicklung eines Kampfjets, der im Verbund mit Drohnen kämpfen kann.
Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude, und so dürften sich die europäischen Waffenproduzenten nicht nur über schon erfolgte, sondern auch auf zukünftige Aufträge freuen. Am Donnerstag soll der Fahrplan für die Aufrüstung der EU vorgestellt werden. Und auch nach dem aktuell laufenden Treffen der NATO-Kriegsminister wird wohl der ein oder andere Auftrag abfallen.
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