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Aus: Ausgabe vom 11.09.2025, Seite 11 / Feuilleton
Kino

Der letzte Spuk

Von Marc Hairapetian
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Irgendwann geht alles zu Ende: Vera Farmiga treibt Geister aus

»Wie viele Fälle hatten Sie?« will der von paranormalen Erscheinungen geplagte Familienvater Jack Smurl (Elliot Cowan) von Dämonenaustreiber Ed Warren (Patrick Wilson) in »Conjuring 4: Das letzte Kapitel« wissen. »Fälle?« Dann denkt er einen Moment nach, um geradezu unheilvoll zu antworten: »Vielleicht 1.000. Jeder Fall ist anders. Jede Familie ist anders. Sobald wir anfangen, gibt es kein Zurück, Mann! Alles kann passieren, und wahrscheinlich wird es das auch.«

Wenn die Produktionsfirma und der Verleih ankündigen, dass ein Franchise endet, wissen wir längst, dass es doch irgendwie weitergehen wird. Dennoch beschleicht einen die Wehmut, da es bei solchen Verlautbarungen oft Abschiednehmen von einem ans Herz gewachsenen Filmfiguren heißt. So auch im Fall von »Conjuring 4: Das letzte Kapitel«. Ed und Lorraine Warren (Patrick Wilson und Vera Farmiga), das Geisterjägerehepaar aus Bridgeport, Connecticut, das auch in der wirklichen Welt tatsächlich einmal gelebt hat, machen beim insgesamt zehnten Spielfilm des »Conjuring«-Franchise nun endgültig Platz für andere Dämonologen. Allerdings nicht, ohne noch einen letzten Fall in der mit einem bisherigen weltweiten Einspielergebnis von 2,28 Milliarden US-Dollar erfolgreichsten Horrorreihe zu lösen.

Das Grauen beginnt mit einer von Michael Chaves, der schon bei »Conjuring 3: Im Bann des Teufels« (2021) Regie führte, inszenierten Rückblende: 1964 stoßen Ed und die hochschwangere Lorraine bei einem ihrer ersten Aufträge auf einen schwarzmagischen Spiegel. Der sorgt fast dafür, dass die Warrens ihre ungeborene Tochter Judy verlieren. Im Jahr 1986 haben sich Ed und Lorraine in die verdiente Dämonenjägerrente begeben, während Judy (Mia Tomlinson) inzwischen erwachsen ist und wie ihre Mutter »Wesen aus dem Schattenreich« wahrnehmen kann. Dann taucht der unheimliche Spiegel von einst erneut auf – und zwar im Haus der achtköpfigen Familie Smurl aus West Pittson, Pennsylvania.

Dramaturgisch hapert es aber an allen Ecken und Enden, da es weder dem Drehbuchautoren-Team David Leslie Johnson-McGoldrick, Ian Goldberg und Richard Naing noch Regisseur Michael Chaves gelingt, die unterschiedlichen Handlungsstränge stimmig zusammenzuführen. Und so ist es fast schon eine unfreiwillige Kritik am Skript selbst, wenn sich Dawn (Beau Gadson), die älteste Tochter der Smurls, zu Recht darüber aufregt, dass man trotz des nicht enden wollenden Spuks weiter im Haus wohnen bleibt.

»Conjuring 4: Das letzte Kapitel«, Regie: Michael ­Chaves, USA/UK/Kanada 2025, 135 Min., bereits angelaufen

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