Bericht: Alle Mitglieder des angeblichen Nord-Stream-Sprengkommandos identifiziert

Berlin. Deutschen Behörden ist es einem Medienbericht zufolge gelungen, alle Mitglieder des Kommandos zu identifizieren, das nach Ansicht dieser Behörden für die Zerstörung der Nord-Stream-Pipelines im September 2022 verantwortlich sein soll. Es gehe um insgesamt sieben ukrainische Tatverdächtige, berichtete die Wochenzeitung Die Zeit am Mittwoch unter Verweis auf gemeinsame Recherchen mit der Süddeutschen Zeitung und der ARD. Gegen sechs von ihnen lägen Haftbefehle vor. Der siebte Verdächtige soll im Dezember 2024 in der Ostukraine bei Kämpfen gegen die russische Armee getötet worden sein.
Wie Die Zeit weiter berichtete, soll das Kommando nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft aus einem Skipper, einem Koordinator - dem kürzlich in Italien festgenommenen Serhii K. -, einem Sprengstoffexperten und vier Tauchern bestanden haben. Ein Mitglied der Gruppe, der mittlerweile getötete Wsewolod K., erhielt demnach 2024 bei der Bundeswehr im bayerischen Wildflecken eine militärische Ausbildung.
Die Ermittlungen erhärten dem Bericht zufolge zudem den Verdacht, dass die Gruppe den Anschlag mit Hilfe von staatlichen Stellen in der Ukraine ausführen konnte. So seien die Verdächtigen mit echten ukrainischen Pässen durch Polen nach Deutschland gereist, die allerdings falsche Identitäten enthielten. Einer der Verdächtigen sei zudem im Sommer 2024 in einem Auto des ukrainischen Militärattachés aus Polen in die Ukraine gebracht worden, um einer Festnahme zu entgehen.
Die Bundesanwaltschaft wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern. Erst vergangene Woche hatte die Bundesanwaltschaft in Italien den 49jährigen Serhii K. festnehmen lassen. Dieser sei der mutmaßlichen Koordinator des Kommandos, teilte die Behörde mit. Italien verweigert bislang die Auslieferung des Mannes nach Deutschland.
Die Nord-Stream-Pipelines unter der Ostsee waren für den Transport von billigem russischem Gas nach Deutschland gebaut worden. Im September 2022 wurden sie durch Sprengsätze schwer beschädigt. Die Leitungen waren damals nicht in Betrieb.
Für den Transport des Sprengstoffes soll das Kommando eine 15 Meter lange Segelyacht benutzt haben, die von Rostock aus startete. Unter anderem Tauchexperten haben in den vergangenen Jahren die von deutschen Behörden verbreitete Version, dass ein so kleines Kommando von einem so kleinen Schiff aus mit der dafür nötigen tonnenschweren Ausrüstung die ebenfalls tonnenschweren Sprengladungen in 90 Metern Tiefe bei schwerer See angebracht hat, als unglaubwürdig verworfen. Der US-Investigativjournalist Seymour Hersh vertrat 2023 unter Berufung auf eigene Quellen die Ansicht, von einem norwegischen Stützpunkt aus operierende US-Marinetaucher hätten die Sprengsätze angebracht; die norwegische Regierung sei eingeweiht gewesen. Bevor anschließend in westlichen Medien die »ukrainische Spur« platziert wurde, war dort wiederholt der Verdacht gegen Russland gelenkt worden. (AFP/jW)
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