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Aus: Ausgabe vom 30.07.2025, Seite 10 / Feuilleton
Stimme des Libanon

Trauer um Ziad Rahbani

Von Nick Brauns
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Trauernde umringen den Wagen mit dem Sarg von Ziad Rahbani vor dem Khoury-Krankenhaus in Beirut (28.7.2025)

Der Libanon trauert um Ziad Rahbani. Der Musiker, Komponist und Dramatiker war am Sonnabend 69jährig an einem Herzinfarkt verstorben. Tausende Menschen säumten am Montag die Straßen Beiruts, als der Konvoi mit dem Sarg vom Krankenhaus im Stadtteil Hamra zur Kirche in seinem Heimatort Bikfaya gebracht wurde. Applaus brandete auf und Tränen flossen, die Trauernden stimmten Rahbanis Lieder an, Fahnen der kommunistischen Partei und palästinensische Fahnen wurden geschwenkt.

Rahbani gilt als Schöpfer des Oriental Jazz – einer Mischung aus traditioneller libanesischer Musik mit Jazz-, Funk- und Blues- sowie Balkaneinflüssen. Er schrieb und komponierte zudem einige der bekanntesten Lieder für seine Mutter Fairuz, eine der berühmtesten und einflussreichsten Sängerinnen der arabischen Welt. Anlässlich der Trauerfeier für ihren Sohn zeigte sich die 90jährige erstmals seit Jahren wieder in der Öffentlichkeit, während in der Dormition-Kirche die von ihr gesungene religiöse Hymne Al-Oum al-Hazina (Ich bin die trauernde Mutter) gespielt wurde.

Rahbani habe »seine marxistische Identität und sein Bekenntnis zu menschlichen Werten offen und stolz zum Ausdruck gebracht«, erklärte die Kommunistische Partei des Libanon. »Durch seine Kunst und seine Haltung verkörperte er ein Vorbild für zielgerichtete Kunst im Dienste des Vaterlandes und der Menschheit. In seinen Theaterstücken zeigte er ein ehrliches Bild des Vaterlandes, von dem jeder Mensch träumt: ein Vaterland der Einheit, Würde und des Zusammenlebens«, würdigte die schiitische Hisbollah den aus einer christlichen Familie stammenden Atheisten. Rahbani habe der »Nationalkultur neues Bewusstsein verliehen«, erklärte der sunnitische Ministerpräsident Nawaf Salam. Mit seiner Kritik am konfessionellen Sektierertum, die er oft in beißender Satire äußerte, gab Rahbani vielen Libanesen während des Bürgerkriegs und in nachfolgenden Krisen Trost und eine Identifikationsmöglichkeit.

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