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Aus: Ausgabe vom 30.07.2025, Seite 11 / Feuilleton
Sprache

#@%*! oder: Heute schon geflucht?

Von Marc Hieronimus
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Versteht doch jeder

Es ist eine graphisch-literarische Konvention, #@%*! pejorativ zu verstehen. Derartige Symbolkombinationen bezeichnen etwas Unsag- und -druckbares, das doch von allen verstanden wird. Aus dem Kontext ist immer schon klar, dass es sich um Flüche oder Beschimpfungen handelt, zur Unterstreichung werden oft noch eine geballte Faust, ein Totenkopf oder früher auch schon mal ein Hakenkreuz hinzugefügt, wenn z. B. der gallische Häuptling Majestix (auf französisch übrigens Abraracoursix, »mit kurzen Armen/Ärmeln«) wieder einmal wegen seiner Träger vom Schild gefallen ist.

In der hiesigen Form stammt es von dem Comiczeichnert Art Spiegelman (»Portrait of the artist as a young #@%*!«), der wiederum James Joyces fast titelgleiche autobiographische Schrift zitiert hat, man ersetze nur #@%*! durch »man«. Auch Dylan Thomas bezog sich auf Joyce mit seinem Buchtitel »Portrait of the artist as a young dog«, der wiederum Tiziano Sclavi zu einem Verlegenheitsnamen für den Protagonisten seiner neuen tiefgründigen Serie motivierte. Dylan Dog läuft nun seit 1986 unter diesem Arbeitstitel – #@%*!.

Man kann ein paar billige Witze reißen, indem man #@%*! in Titel der Hochkultur pfuscht – »Jenseits von #@%*! und Böse«, »Kabbale und #@%*!«, »Garb und wie er die #@%*! sah«, »Krieg und #@%*!« usw. – und sich ein halbes Stündchen scheckig lachen. Dann holt einen der #@%*!-Alltag wieder ein, und man hat nur noch Lust zu fluchen oder Comics zu lesen, zur Sicherheit die Klassiker. Kapitän Haddock (»Tim & Struppi«) ist bekannt für sein Arsenal an Flüchen wie »tausend Bullaugen« oder »Donner von Brest«, die nicht so, sondern recht frei als »Potztausend!«, »Hagel und Granaten« oder ähnlich unähnlich ins Deutsche übersetzt wurden. Sind diese #@%*!-Übersetzer denn wirklich so unfähig? Da fliegt mir doch das Blech weg (Spliff). Ästhetisch und kardiologisch selbst auf Deutsch rundum empfehlenswert dagegen die alten »Asterix«-Bände, in denen auch in fremden und toten Sprachen kein Blatt vor den Mund genommen wird. Leck mich fett!

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