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Aus: Ausgabe vom 23.07.2025, Seite 10 / Feuilleton

Mühe, Obst, Klima

Von Jegor Jublimov
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Charakterschauspieler: Ulrich Mühe

Die hoffnungslos Liebenden Friedrich Hölderlin und Susette Gontard alias Ulrich Mühe und Jenny Gröllmann verbanden sich während der Dreharbeiten zu Herrmann Zschoches Film »Hälfte des Lebens«, und aus dieser Liebe entstand Anna Maria Mühe. Irgendwie hoffnungslos war auch die Beziehung der Schauspielereltern. Nach beider Trennung wuchs Anna Maria bei ihrem Vater auf, lernte nach Berlin auch Wien und Hamburg kennen. Die elterliche Prägung ließ sich nicht verbergen, und schon mit 15 Jahren wurde sie von der Regisseurin Maria von Heland in einem Restaurant angesprochen, weil sie so gut zur Hauptrolle in ihrem Film »Große Mädchen weinen nicht« (2002) passte. Sie meisterte die Aufgabe mit Bravour, nahm Schauspielunterricht bei Mutter und Tochter Kupfer und hat seit 2004 kontinuierlich in Charakterrollen mit ihrer Ausstrahlung und dem sensiblen Spiel stets aufs Neue verblüfft. Mehrfach war sie im »Tatort« dabei, und seit 2022 steht sie in bislang zwölf Folgen als Bestattungsunternehmerin im Mittelpunkt der österreichischen Krimireihe »Totenfrau«, die von Netflix mitproduziert wird. Hier hat auch Lucas Gregorowicz eine Rolle übernommen, der seit einiger Zeit ihr Lebensgefährte ist.

Es kann nicht verwundern, dass die Mühe bei der zwei Jahrzehnte währenden Filmerei keine Zeit fürs Theater fand – obwohl ihre Eltern doch Bühnenstars waren. Das hat sie vor zwei Jahren geändert und spielte in einem Boulevardstück in der Komödie am Kurfürstendamm. Dass sie mal eine große dramatische Theaterrolle bekommt, wünscht man ihr zum 40. Geburtstag am Mittwoch.

Ein langjähriger Kollege von Jenny Gröllmann am Berliner Maxim-Gorki-Theater (z. B. 1981 im Kerndl-Stück »Die lange Ankunft des Alois Fingerlein«) war Dietmar Obst, der hier ab 1966 40 Jahre lang in den unterschiedlichsten Rollen auf der Bühne stand. Noch heute erinnert man sich an seinen Martini in »Einer flog über das Kuckucksnest« – die Rolle, die im Film Danny DeVito spielte. Mit ausländischen Stars, etwa Roddy McDowall, hatte Obst auch beruflich zu tun, denn der gefragte Hörspielsprecher war beim Synchron gefragt. Seit 1966 spielte der verschmitzte Typ viele Chargenrollen bei Film und Fernsehen, etwa im Lustspiel »Du und ich und Klein-Paris« (1971) oder dem Schwank »Toggenburger Bock« (1978). Seit er 2016 mit seiner bislang letzten Filmrolle in »Für dich bei mir« Erfolg auf Festivals in Polen, Dänemark und Griechenland hatte, zog er sich von der Arbeit zurück und wird am Sonnabend 85 Jahre alt.

Am Sonntag wird Hans Klima 80. Nach seinem Studium in Berlin-Schöneweide spielte er unter anderem in Meiningen, Gera, Rostock und Dresden Theater und erwies sich auch als gewitzter Kleinkünstler. Im DFF fiel er seit Ende der 70er Jahre in verschiedenen Rollen im »Polizeiruf 110« auf, spielte einen strengen Hotelportier im Musicalfilm »Kai aus der Kiste« (1988) und hat bis in die jüngste Zeit (»Nord bei Nordost«, »Erzgebirgskrimi«, beide 2024) so manchen Krimi bereichert.

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