Klingbeil: »Falsches Signal« aus Brüssel
Von Arnold Schölzel
Finanzminister Lars Klingbeil hat die Vorschläge der EU-Kommission zum EU-Finanzrahmen von 2028 bis 2035 zurückgewiesen. Der SPD-Kovorsitzende erklärte am Donnerstag gegenüber Reuters am Rande des Treffens der G20-Finanzminister und Notenbankchefs im südafrikanischen Durban, die Bundesregierung habe sicher Interesse an einer starken EU. Aber: »Wir müssen bei den Finanzen absolut im Verhältnis bleiben. Das sehe ich jetzt nicht als gewahrt an.« Die EU-Kommission plant mit einem deutlich erhöhten Haushalt von rund zwei Billionen Euro – nach 1,2 Billionen Euro für 2021 bis 2027. Klingbeil lehnte zudem die Vorschläge für mehr eigene Einnahmen der EU ab. Die geplante Unternehmensbesteuerung sei »in dieser Form das falsche Signal«. Die EU-Kommission hatte eine neue Abgabe für Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 50 Millionen Euro vorgeschlagen. Die Bundesregierung wolle aber die Wettbewerbsfähigkeit stärken und Arbeitsplätze erhalten. Wenn man Deutschland und die EU als sicheren Hafen für Investitionen wolle, sei eine solche Abgabe kontraproduktiv. Auch die Wirtschaftsverbände sowie die CDU/CSU hatten die Besteuerungspläne abgelehnt.
Bereits am Mittwoch abend hatte Regierungssprecher Stefan Kornelius die Ablehnung weiter Teile der Vorschläge deutlich gemacht: »Ein umfassender Aufwuchs des EU-Haushalts ist nicht vermittelbar in Zeiten, in denen alle Mitgliedstaaten erhebliche Anstrengungen zur Konsolidierung der nationalen Haushalte unternehmen.« Daher werde die Bundesregierung den Vorschlag der Kommission nicht akzeptieren können. Allerdings seien ihr Reformansatz und die Ausrichtung des Haushalts auf neue Prioritäten richtig.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte am Mittwoch erste Pläne für die künftigen EU-Finanzen vorgelegt. Das war der Auftakt für nun folgende Verhandlungen der 27 EU-Regierungen, die sich einstimmig auf eine Position einigen müssen. Zudem bedarf es einer Einigung mit dem EU-Parlament. Die Verhandlungen dürften sich bis 2027 hinziehen.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Gabriel T. aus Berlin (18. Juli 2025 um 07:42 Uhr)Es war jedem intelligenten Beobachter schon klar, dass mit diesem Sanktionswahnsinn gegen die RF irgendwann das Geld knapp wird. Die naiven Ideen einiger Politiker, die Kosten allein den Arbeitern aufzubürden, konnte nicht klappen. Nun haben sie den Salat. Die Produktionsmittelabteilung Maschinenbau und Chemie kackt ab, und nun geht natürlich auch der Streit um die knapper werdenden Ressourcen in der Administration los. Von der Leyen hatte ja gehofft, dass mit Macron und Merz, zwei Charaktermasken aus ihrem direkten Umfeld, mit eher wenig Widerstand zu rechnen war, aber nein, nun schießt auch noch dieser SPD-Fuzzi quer und Merz kann nicht für Ruhe sorgen. Man hat es nicht leicht als Vertreter des Kapitals.
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