Rackete verlässt EU-Parlament
Von Nico Popp
Nach rund einem Jahr scheidet die im Juni 2024 auf der Liste der Partei Die Linke gewählte parteilose Aktivistin Carola Rackete wieder aus dem Europaparlament aus. »Meine Kandidatur und mein Mandat hatten von Anfang an das Ziel, zur Erneuerung der Partei beizutragen – ein Prozess, der erfolgreich verläuft«, erklärte die 37jährige am Mittwoch. Diskutiert worden sei von Anfang an, den Sitz im Parlament »kollektiv zu gestalten«. Dies geschehe nun »durch die Abgabe meines Mandats«. Nachrücken für Rackete wird Martin Günther aus Brandenburg.
Rackete war 2023 auf dem Höhepunkt der Krise der Linkspartei von der damaligen Parteiführung als Spitzenkandidatin für die Europawahl neben Koparteichef Martin Schirdewan präsentiert worden. Das Kalkül, mit dieser Kandidatur jüngere »progressive« Wählerschichten anzusprechen und so das Wegbrechen der alten Wählerbasis zumindest zum Teil zu kompensieren, ging allerdings zunächst nicht auf: Bei der Europawahl am 9. Juni 2024 stürzte die Linkspartei auf nur noch 2,7 Prozent Stimmenanteil ab, bei den drei ostdeutschen Landtagswahlen im September bezog sie ebenfalls Prügel. Unmittelbar vor der Landtagswahl in Brandenburg wurde die Partei von der Nachricht durchgeschüttelt, dass Rackete im Europaparlament einer Resolution zugestimmt hatte, in der unter anderem die Lieferung des Marschflugkörpers »Taurus« an Kiew gefordert wurde.
Mit der Zuspitzung des Bundestagswahlkampfes auf das Thema Migration und die Frage des Umgangs mit der AfD änderte sich im Februar 2025 die Lage gleichsam über Nacht: Nun strömte der Linkspartei genau das Wählermilieu zu, das die Parteiführung lange vergeblich zu erreichen versucht hatte. Darüber, ob die Rackete-Kandidatur eine Art Türöffner dieser Entwicklung war – was Rackete mit dem Hinweis, ihre Kandidatur habe zur unterdessen »erfolgreichen« »Erneuerung« der Partei beitragen sollen, gewiss nahelegen möchte –, kann man streiten: In die erste Reihe gestellt hat die Partei Rackete nach dem Fiasko vom Juni 2024 jedenfalls nicht mehr. Auch sonst war von ihr seit ihrer Wahl ins EU-Parlament eher wenig zu hören.
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