Gegründet 1947 Dienstag, 8. Juli 2025, Nr. 155
Die junge Welt wird von 3019 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 08.07.2025, Seite 11 / Feuilleton
Kunst & Klima

Ein Vorschlag

Eins haben die Klimakleber offenbar geschafft: Bei den Ursachen für die Erderhitzung denkt man unwillkürlich an van Gogh, nicht an Kohlekraft, globale Lieferketten oder Krieg. Zumindest im französischen Kulturministerium. Dessen Beamte haben ermitteln lassen, wie groß der sogenannte CO2-Fußabdruck des Kulturlebens wohl sei.

Erstaunlich groß, ermittelte die Studie, über die am Montag die Tageszeitung Le Monde berichtete: 1,3 Prozent der CO2-Emissionen Frankreichs gehen auf der Künste Kappe, vornehmlich der bildenden und darstellenden. Das sei doppelt so hoch wie der des inländischen Luftverkehrs. Besonders auffällig: Die Pariser Oper mit einem Ausstoß von 42.800 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent pro Jahr. Ökonomisch sei die Kultur nur ein bescheidener Faktor und zeichne nur für etwa zwei Prozent des französischen Bruttoinlandsprodukts verantwortlich.

Was soll uns das sagen, liebe Kulturbeamte? CO2 darf nur anfallen, wo die Münze klingt? Kulturgedöns darf nur noch klimaneutral sein, während auch La Grande Nation die Rüstungsausgaben (2023: 2,05 Prozent des BIP) nach oben schraubt? Wie wäre es denn zur Abwechslung mal mit einem Null-Prozent-Ziel fürs Militär, aber mindestens fünf Prozent für die Oper und Co.? Klingt wie Musik in unseren Ohren. Peter Merg

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Mehr aus: Feuilleton