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Aus: Ausgabe vom 27.05.2025, Seite 2 / Ausland
Gazakrieg

»Beispielloser Angriff« auf Gaza

Spanien und SPD-Abgeordnete fordern Waffenembargo gegen Israel
Von Jakob Reimann
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Die Brutalität der israelischen Kriegführung trifft mittlerweile auch bei Verbündeten auf Unverständnis (Gaza-Stadt, 26.5.2025)

Die israelische Armee hat am Montag die sofortige Zwangsevakuierung nahezu des gesamten südlichen Gazastreifens angeordnet. Auf X kündigte Sprecher Avichay Adraee einen »beispiellosen Angriff« an. Ausgenommen ist lediglich die »humanitäre Zone« in Al-Mawasi. Dass Orte, die unter besonderem Schutzstatus stehen, in Gaza keineswegs sicher sind, hatte Israel kurz zuvor deutlich gemacht. Die Luftwaffe setzte in der Nacht die Fahmi-Al-Dschargawi-Mädchenschule in Gaza-Stadt in Brand, in der Vertriebene Schutz gesucht hatten, und tötete mindestens 36 Personen. Ein in sozialen Netzwerken verbreitetes Video soll ein junges Mädchen zeigen, das versucht, sich nach dem Angriff aus der brennenden Schule zu befreien. Laut einem Videobeitrag des Kuds News Network hat das Mädchen überlebt, während ihre Mutter und sechs Geschwister getötet wurden. Bei einem weiteren Angriff auf ein Wohnhaus in Dschabalija in Nordgaza wurden 16 Mitglieder einer Familie getötet.

Unterdessen fand am Sonntag in Madrid ein Treffen von Außenministern aus mehr als 20 europäischen und arabischen Staaten mit dem Ziel statt, Israel zum Ende des Krieges zu zwingen. Der spanische Außenminister José Manuel Albares forderte »ein gemeinsames Waffenembargo« gegen Israel und schlug auch vor, Sanktionen gegen Personen zu verhängen, »die die Zweistaatenlösung behindern«, was freilich auf das gesamte Kabinett von Benjamin Netanjahu zutrifft. Der deutsche Außenamtschef Johann Wadephul (CDU) erteilte einem Waffenembargo eine Absage. Zuvor hatte erstmals auch eine Gruppe SPD-Abgeordneter die Bundesregierung aufgefordert, ein solches Embargo zu verhängen. »Deutsche Waffen dürfen nicht zur Verbreitung humanitärer Katastrophen und zum Bruch des Völkerrechts genutzt werden«, sagte der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Adis Ahmetovic, dem Stern am Sonntag.

Selbst Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) drehte sich mit dem Wind und kritisierte Israel am Montag. Die Offensive der israelischen Armee im Gazastreifen »verstehe ich offen gestanden nicht mehr«, sagte er im WDR-»Europaforum«. Der CDU-Rechte mahnte die israelische Regierung, nichts mehr zu tun, »was Ihre Partner nicht bereit sind zu tragen«. Die anderthalbjährige Vernichtung Gazas war Deutschland offenbar bereit zu tragen.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Josef R. aus Berlin (27. Mai 2025 um 09:58 Uhr)
    Die Regierung von Israel betreibt ganz offensichtlich mittels Krieg und mittels Hunger Völkermord an den Palästinensern und Vertreibung der Palästinenser aus ihrer Heimat. Zusammen mit den USA im UN-Sicherheitsrat hat Israel den Staat Palästina verhindert. Seit 1948 hat Israel alle für sie erlassenen UN-Resolutionen missachtet. Warum wird Israel nicht aus der UNO ausgeschlossen? Fast 150 Staaten haben den Staat Palästina anerkannt! Wann handelt die UNO und ihr Generalsekretär? Mit freundlichen Grüßen Josef Rehak

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