Soldaten in Cannes
»Bono: Stories of Surrender« (»Bono: Geschichten der Kapitulation«) heißt ein neuer Dokumentarfilm des australischen Regisseurs Andrew Dominik, mit dem er dem Sänger der weltweit gefürchteten Stadionrockkapelle U2 huldigt. Die Doku wurde am Freitag abend außer Konkurrenz beim Filmfestival in Cannes gezeigt. Mit auf dem roten Teppich: sieben ukrainische Soldaten, einer sogar mit Augenklappe. Angesichts des Filmtitels eine makabere Wette auf den Ausgang der Istanbuler Verhandlungen? Nein, zu so knochentrockenem Zynismus ist ein Bono nicht fähig. Angeschleppt hatte die uniformierten Haudegen Selenskij-Kumpel Sean Penn, der Arm in Arm mit Bono sowie U2s Gitarrist The Edge für die Kameras posierte. Natürlich, weil auch gar nichts mehr heilig ist, zu David Bowies »Changes« vom Band. Bono applaudierte demonstrativ den Soldaten, da sie uns »vor dem Faschismus schützen«, der heute wie weiland 1939, als das Filmfestival konzipiert wurde, Europa bedrohe. Er beschloss seine kleine Ansprache mit dem allfälligen »Slawa Ukrajini«. Der Auftritt kündet offenkundig von einer anderen Art von Kapitulation. (pm)
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