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Aus: Ausgabe vom 20.05.2025, Seite 16 / Feuilleton
Tischtennis

Pinke Tische

Zum Auftakt der Tischtennisweltmeisterschaften in Katar
Von René Hamann
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Patrick Franziska und Annett Kaufmann (r.) gegen Prithika Pavade und Simon Gauzy

Schlechter kann es fast nicht losgehen. Dimitrij Ovtcharov gab nach einem hoffnungslosen Versuch im Doppel mit Patrick Franziska auch für den Einzelwettbewerb wegen Problemen an der Bandscheibe auf. Franziska und Dang Qiu mühten sich in die zweite Runde, bei den Damen scheiterte Xiaona Shan sofort. Hoffnungsträgerin Annett Kaufmann, ebenfalls mit Wehwehchen nach Doha gereist, konnte ihr Einzel souverän gewinnen, zog aber mit Franziska im Mixed gegen die französische Paarung Pavade/Gauzy rasch den Kürzeren.

Jetzt schon stellt sich also die Frage, wie gut vorbereitet das deutsche Team zu den 69. Tischtennisweltmeisterschaften in Katar (17. bis 25. Mai) angereist ist. Ovtcharov ist schon länger außer Form, hat vielleicht seinen Zenit (er ist 36) längst überschritten. Patrick Franziska ist wie immer fleißig, schafft aber zu selten den Durchbruch nach ganz oben. Benedikt Duda hingegen strahlt Ehrgeiz aus, besonders, seit er bei der EM in Linz überzeugen konnte. Ricardo Walther ist schon draußen, wenn auch unglücklich im siebten Satz in der zweiten Runde gescheitert. Insgesamt stagniert das deutsche Tischtennis der Männer.

Bei den Damen sieht es nicht viel anders aus. Doch erstens haben diese nicht unbedingt eine Spitzenposition zu verlieren, zweitens haben sie junge Kräfte, die eine große Zukunft haben könnten. Neben Kaufmann wären da Josephine Neumann oder Mia Griesel zu nennen. Auch Sabine Winter und die wieder erstarkte Han Ying wussten bei der WM in Doha in der ersten Runde zu überzeugen.

Ähnliche Probleme, natürlich auf einem ganz anderen Niveau, hat auch Team China, das seinen ersten Verlust gleich in der ersten Runde erlitten hat (Xue Fei). Die Dominanz bei den Herren scheint zu bröckeln. Bei den Damen steht sie noch sicher, aber vielleicht schafft die junge Japanerin namens Miwa Harimoto, weitere Risse ins chinesische Gemäuer zu meißeln.

Ansonsten machen neben den Brüdern Lebrun, die ganz so jung nun auch nicht mehr sind, weitere sehr junge Spieler in Doha von sich reden. Zum Beispiel der Iraner Benyamin Faraji, gerade mal 15 Jahre jung, der sich in der ersten Runde mit viel Leidensfähigkeit gegen den Abwehrspezialisten Wang Yang durchsetzte.

In Doha gibt es pinke Tische und den Videobeweis. Könnte sein, dass er bei strittigen Entscheidungen helfen kann. Auch bei den von den Chinesen gerne praktizierten halblegalen Aufschlägen, bei denen der Ball vom Körper verdeckt wird.

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