Nachschlag: Nom de guerre

Im Grunde ist jeder Vorname ein Skandal. Anders als der Familienname kann er frei bestimmt werden, aber nicht von dem, der ihn dann tragen muss. Blöde Familiennamen schaffen eine Leidensgemeinschaft, der Vorname isoliert selbst innerhalb der Familie. Und stellt gnadenlos Weichen. Wer sein Kind etwa Adolf nennt, sollte gleich auch das Geld für den Analytiker zurücklegen. An dieser Idee hängt sich die Komödie »Der Vorname« (Le Prénom) auf, die 2010 von Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière geschrieben und 2012 von ihnen selbst verfilmt wurde. Sechs Jahre später fand Sönke Wortmann, dass ein deutsches Remake hermüsse. Sechs Jahre, das ist die kleinste Einheit deutschen Taktgefühls, denn so lange hat der Zweite Weltkrieg gedauert. Okay, das war jetzt taktlos, aber auch nicht mehr, als sein Kind Adolf zu nennen. Die hintergründige Pointe des Stücks übrigens: Es trägt selbst einen falschen Namen. Der Streit um den Namen macht Anlass für eine Demaskierung des linken Liberalismus. (fb)
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