Brasilien und Russland vertiefen Partnerschaft
Von Volker HermsdorfMoskau. Brasilien und Russland rücken näher zusammen. »Dieser Besuch zielt darauf ab, unsere strategische Partnerschaft zu festigen«, erklärte Präsident Luiz Inácio Lula da Silva am Sonnabend auf einer Pressekonferenz in Moskau. Zugleich verurteilte er die Aufrüstung in Europa. Er kritisierte, dass Billionen US-Dollar für Waffen ausgegeben werden, obwohl Billionen Dollar für Bildung, Gesundheit und Nahrung fehlten. Als einer von wenigen westlichen Ehrengästen hatte Lula am Freitag an der Siegesparade auf dem Roten Platz teilgenommen.
Nach einem Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin konkretisierte der Gast aus dem größten und bevölkerungsreichsten Land Südamerikas gegenüber den Medienvertretern: »Wir sind daran interessiert, im Verteidigungsbereich, im Weltraum, im wissenschaftlich-technologischen Bereich, im Bildungsbereich und vor allem bei der Energie zu kooperieren.« Der brasilianische Staatschef wiederholte auch seine Kritik an Trumps Wirtschaftspolitik und wies darauf hin, dass die US-Zölle »einseitig die Prinzipien des Freihandels ignorieren, die Stärkung des Multilateralismus untergraben und die Souveränität der Länder missachten«. Er kündigte zudem an, dass Vorschläge zur Beilegung des Ukraine-Krieges eines der Themen auf einem Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der BRICS-Staaten am 6. und 7. Juli in Rio de Janeiro sein würden.
Mit dem Moskau-Besuch habe Lula ein »klares Zeichen« gesetzt, dass Brasilien sich nicht an den Bemühungen beteiligen werde, Russland diplomatisch zu isolieren. »Viele Brasilianer empfinden solche Forderungen – vor dem Hintergrund westlicher Interventionen in Ländern wie dem Irak oder Libyen – als heuchlerisch«, kommentierte die Onlinezeitung Rio Times. Lula habe statt dessen den Anlass genutzt, »um die unabhängige Außenpolitik und das Bekenntnis zu wirtschaftlichen Interessen über ideologische Allianzen hinaus zu bekräftigen«, so die Zeitung.
Beide Länder haben ihre wirtschaftlichen Beziehungen in den vergangenen Jahren intensiviert. Das Handelsvolumen erreichte 2024 rund 12,4 Milliarden US-Dollar. Allein für 6,5 Millionen Tonnen Diesel überwies Brasília laut Rio Times fast zehn Milliarden US-Dollar an Moskau. Russland liefert inzwischen 65 Prozent von Brasiliens Dieselimporten. Auch russische Düngemittel sind für den mächtigen Agrarsektor des Landes überlebenswichtig.
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