Leserbrief zum Artikel Gesundheitsmarkt: Gefahren der Globulisierung
vom 27.01.2017:
Schmerzhafte Muskelverspannung
(...) Als niedergelassener Hausarzt führe ich selbst seit vielen Jahren Akupunkturbehandlungen durch. Seit den großen Studien der gesetzlichen Krankenkassen (Gerac-Studien, 2006) wurde die Akupunkturbehandlung bei bestimmten Indikationen zur Schmerzbehandlung in den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen. Die Wirkung der Akupunktur ist inzwischen in so vielen klinischen Studien wissenschaftlich belegt, dass nur jemand der keine Ahnung hat, oder jemand der sein Weltbild nicht durch Fakten trüben lassen will, im Zusammenhang mit Akupunktur von einem drohenden Rückfall in die Zeit vor der Aufklärung sprechen kann.
Die Wirkung einer Akupunkturbehandlung kann auch der Autor gerne jederzeit selbst erfahren – das wäre dann aber keine positive persönliche Erfahrung, sondern »Anekdotenevidenz«. Als Politwissenschaftler mit vermutlich überwiegend Büro-/PC-Tätigkeit leidet er möglicherweise an schmerzhaften Muskelverspannungen im Nackenbereich. Durch die Nadelung solcher Verspannungen kommt es reflektorisch zu einer meist sofort spürbaren Zuckung der Muskulatur und in der Folge zu Entspannung und Schmerzlinderung. Kostengünstig, schnell wirksam und risikoarm. Im historischen China wurden entsprechende Erfahrungen über die Jahrhunderte gesammelt und systematisiert. Dabei sind natürlich auch philosophische, religiöse und mystische Aspekte der damaligen Zeit eingeflossen und macht das, was heute häufig als Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) bezeichnet wird, natürlich auch für Scharlatane oder Quacksalber interessant. Es ändert aber nichts daran, dass es ihrem Wesen nach eine gut funktionierende, über viele Jahrhunderte optimierte und an die jeweiligen Bedürfnisse angepasste, praktikable und sehr effektive Möglichkeit der – bleiben wir bei o. g. Beispiel – Schmerztherapie handelt. Heute auch nicht mehr wegzudenken bei der Behandlung von Patienten mit Chronischen Schmerzen oder auch unterstützend in der Suchttherapie. Natürlich spielt bei der Akupunktur auch das »Setting«, die Arzt-Patienten-Beziehung und vieles mehr eine Rolle, was oft unwissenschaftlich als Placeboeffekt zusammengefasst oder – wie im Falle Lammers – verunglimpft wird. Was soll aber dagegen sprechen, mit ungefährlichen kostengünstigen, wissenschaftlich erprobten Methoden und der dazugehörigen Zuwendung und Empathie das Befinden schmerzgeplagter Patienten zu verbessern?
(…) Als Beleg für das »einträgliche Geschäft« mit der »Paramedizin« muss der Umsatz von sechs Milliarden Euro über rezeptfreie Medikamente herhalten. Zirka zehn Prozent davon würden auf das Konto der ja vergleichsweise kostengünstigen Homöopathie gehen. Und der Rest? Hier verschweigt Lammers, dass rezeptfreie schulmedizinische Medikamente und Phytotherapeutika, die ja auch er selbst nicht zur »Paramedizin« rechnet, einen großen Teil davon ausmachen. Die ganz große Kostenquelle für das Gesundheitssystem ist weder die oben beschriebene Akupunktur (die gesetzlichen Krankenkassen vergüten unter bestimmten Voraussetzungen eine Akupunkturbehandlung mit ca. 20 Euro pro 20minütiger Sitzung) noch die Homöopathie, die zumindest im Gegensatz zum weitverbreiteten übermäßigen Einsatz schulmedizinischer Präparate keine schädlichen Wirkungen und damit auch keine Folgekosten durch Nebenwirkungen (wie bei gängigen Schmerz- oder Schlafmedikamenten häufig der Fall) verursacht. Dass der Nutzen der »Paramedizin« (also in Lammers' Welt auch der der Akupunktur) »wissenschaftlich gesehen bei Null« liegt, ist einfach nur eine dummdreiste Lüge.
Hammers beklagt, dass mit »Fake News« homöopathische Mittel zu Kassenschlagern werden und gezielt in »Frauenzeitschriften« geworben werde. Das ist ob der Realität in der knallharten Pharmabranche ja fast zum Schmunzeln vor lauter Naivität. »Fake News«, irreführende Begriffe und pseudowissenschaftliche Präsentationen sind das Kerngeschäft jeder neuen Produktplazierung in der Schulmedizin (wie in allen übrigen Medizinsparten), wenn es um Verkaufszahlen geht! (Übrigens ist auch hier die Akupunktur nicht so anfällig – außer ein paar Nadeln und therapeutischem Wissen sind keine weiteren Pillchen nötig)
Es stellt sich die Frage, in welcher Welt Hammers lebt? Unter kapitalistischen Bedingungen zumal neoliberalen Zuschnitts ist nicht nur Gesundheit leider ohne Frage ein einträgliches Geschäft, sondern auch Wissenschaft. Vielleicht sollte sich Lammers die erfreulicher Weise an anderer Stelle in der jW erschienen Artikel über Fake News aus der pharmazeutischen Wissenschaft ins Gedächtnis rufen, um auch die Frage zu klären, wie weit es mit »wissenschaftlichen Standards« her ist in einer schulmedizinischen Welt, die von gewinnorientierten Pharmaunternehmen abhängig ist.
Die Wirkung einer Akupunkturbehandlung kann auch der Autor gerne jederzeit selbst erfahren – das wäre dann aber keine positive persönliche Erfahrung, sondern »Anekdotenevidenz«. Als Politwissenschaftler mit vermutlich überwiegend Büro-/PC-Tätigkeit leidet er möglicherweise an schmerzhaften Muskelverspannungen im Nackenbereich. Durch die Nadelung solcher Verspannungen kommt es reflektorisch zu einer meist sofort spürbaren Zuckung der Muskulatur und in der Folge zu Entspannung und Schmerzlinderung. Kostengünstig, schnell wirksam und risikoarm. Im historischen China wurden entsprechende Erfahrungen über die Jahrhunderte gesammelt und systematisiert. Dabei sind natürlich auch philosophische, religiöse und mystische Aspekte der damaligen Zeit eingeflossen und macht das, was heute häufig als Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) bezeichnet wird, natürlich auch für Scharlatane oder Quacksalber interessant. Es ändert aber nichts daran, dass es ihrem Wesen nach eine gut funktionierende, über viele Jahrhunderte optimierte und an die jeweiligen Bedürfnisse angepasste, praktikable und sehr effektive Möglichkeit der – bleiben wir bei o. g. Beispiel – Schmerztherapie handelt. Heute auch nicht mehr wegzudenken bei der Behandlung von Patienten mit Chronischen Schmerzen oder auch unterstützend in der Suchttherapie. Natürlich spielt bei der Akupunktur auch das »Setting«, die Arzt-Patienten-Beziehung und vieles mehr eine Rolle, was oft unwissenschaftlich als Placeboeffekt zusammengefasst oder – wie im Falle Lammers – verunglimpft wird. Was soll aber dagegen sprechen, mit ungefährlichen kostengünstigen, wissenschaftlich erprobten Methoden und der dazugehörigen Zuwendung und Empathie das Befinden schmerzgeplagter Patienten zu verbessern?
(…) Als Beleg für das »einträgliche Geschäft« mit der »Paramedizin« muss der Umsatz von sechs Milliarden Euro über rezeptfreie Medikamente herhalten. Zirka zehn Prozent davon würden auf das Konto der ja vergleichsweise kostengünstigen Homöopathie gehen. Und der Rest? Hier verschweigt Lammers, dass rezeptfreie schulmedizinische Medikamente und Phytotherapeutika, die ja auch er selbst nicht zur »Paramedizin« rechnet, einen großen Teil davon ausmachen. Die ganz große Kostenquelle für das Gesundheitssystem ist weder die oben beschriebene Akupunktur (die gesetzlichen Krankenkassen vergüten unter bestimmten Voraussetzungen eine Akupunkturbehandlung mit ca. 20 Euro pro 20minütiger Sitzung) noch die Homöopathie, die zumindest im Gegensatz zum weitverbreiteten übermäßigen Einsatz schulmedizinischer Präparate keine schädlichen Wirkungen und damit auch keine Folgekosten durch Nebenwirkungen (wie bei gängigen Schmerz- oder Schlafmedikamenten häufig der Fall) verursacht. Dass der Nutzen der »Paramedizin« (also in Lammers' Welt auch der der Akupunktur) »wissenschaftlich gesehen bei Null« liegt, ist einfach nur eine dummdreiste Lüge.
Hammers beklagt, dass mit »Fake News« homöopathische Mittel zu Kassenschlagern werden und gezielt in »Frauenzeitschriften« geworben werde. Das ist ob der Realität in der knallharten Pharmabranche ja fast zum Schmunzeln vor lauter Naivität. »Fake News«, irreführende Begriffe und pseudowissenschaftliche Präsentationen sind das Kerngeschäft jeder neuen Produktplazierung in der Schulmedizin (wie in allen übrigen Medizinsparten), wenn es um Verkaufszahlen geht! (Übrigens ist auch hier die Akupunktur nicht so anfällig – außer ein paar Nadeln und therapeutischem Wissen sind keine weiteren Pillchen nötig)
Es stellt sich die Frage, in welcher Welt Hammers lebt? Unter kapitalistischen Bedingungen zumal neoliberalen Zuschnitts ist nicht nur Gesundheit leider ohne Frage ein einträgliches Geschäft, sondern auch Wissenschaft. Vielleicht sollte sich Lammers die erfreulicher Weise an anderer Stelle in der jW erschienen Artikel über Fake News aus der pharmazeutischen Wissenschaft ins Gedächtnis rufen, um auch die Frage zu klären, wie weit es mit »wissenschaftlichen Standards« her ist in einer schulmedizinischen Welt, die von gewinnorientierten Pharmaunternehmen abhängig ist.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 02.02.2017.