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Leserbrief zum Artikel Gesundheitsmarkt: Gefahren der Globulisierung vom 27.01.2017:

Besser etwas Belladonna

(…) Was haben sie Ihnen in den Tee getan, Herr Lammers? Das wissen wir nicht. Eine Dosis Belladonna/Tollkirsche würde Ihr aufgeregtes Wesen beruhigen, das sich zu dieser hasserfüllten Tirade hinreißen ließ.
Liebe Redaktion, das geht einfach gar nicht, einen Thementeil, auf so unwissenschaftliche Art verfasst, zu drucken. Allein die Überschriften sind völlig unsachlich: »Von Amselherz bis Zement« und »Quacksalberei«. Dafür gibt es keine einzige Quellenangabe. Und ein quacksalbernder Heilpraktiker ist keine Begründung, dass Homöopathie nichts bewirkt. Es wird alles gemixt, Hauptsache unter der Gürtellinie. Das zur wissenschaftlichen Erkenntnis, auf die er so großen Wert legt. Auf dem Foto sieht man, woraus homöopathische Medikamente gemacht werden: Metalle, Mineralien und Pflanzen. Wenn man medizinische Hilfe in Anspruch nimmt, sollte man die Ausbildung der Person überprüfen. Die meisten Heilpraktiker haben eine solide Ausbildung. Homöopathen sind meistens Ärzte. Meine Homöopathin ist Medizinerin, Fachärztin für Allgemeinmedizin, hat lange in der Kardiologie gearbeitet, ist Reise- und Sportmedizinerin und hat eine Ausbildung als Homöopathin und langjährige Erfahrung damit. Nachweise zur Wirksamkeit von Homöopathie zu erbringen ist sicher mit naturwissenschaftlichen Methoden nicht einfach. Aber auch die Wirksamkeit kann kaum überprüft werden, weil Homöopathen nur selten Mittel zur Forschung bewilligt werden. An der TU München wurde in einer Studie festgestellt, dass mehr Sepsispatienten überlebten, wenn sie zusätzlich homöopathische Medikamente erhielten. Für eine weitere Versuchsreihe wurde das Geld gestrichen (Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte). Zum einen haben klassische Mediziner oft keine Linderungsmöglichkeiten z. B. bei heftigen Gliederschmerzen. »Trinken Sie viel, am besten Ingwertee« (Vorsicht: alternative Medizin!), das ist alles. Dann geht man nach Hause mit einem Schleimlöser, Asthmaspray und einem Antibiotikum (falls es noch schlimmer wird). Das kostet mehr als 50 Euro. Ein homöopathisches Medikament kostet elf Euro, aber man kann es mehrere Jahre lang verwenden. Na, klingelt es? In Deutschland sitzt die geballte Pharmaindustrie und lässt sich ihren Profit nur ungern wegnehmen. Sie wird sich über diesen Artikel freuen.
Im übrigen sind es eher besserverdienende Menschen, die zu Homöopathen gehen. Viele Praxen – nehmen nur Privatpatienten. Ansonsten ist die Ersterhebung teuer, und die Globuli muss man sowieso bezahlen. In der Schweiz ist Homöopathie in die Grundversorgung übernommen worden. Bei Kindern werden die Kosten voll erstattet, bei Erwachsenen zu 90 Prozent. Es ergibt für das Gesundheitssystem eine Ersparnis von 15 Prozent. Zudem sollte Herr Lammers nicht so despektierlich über die alte »traditionelle chinesische Medizin« (TCM) schreiben, nur weil er sie nicht versteht, das ist einfach unangenehm.
Ruth Zeise
Veröffentlicht in der jungen Welt am 01.02.2017.
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