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12.10.2021 17:00 Uhr

Unsere Kultur

Freche, wilde und kämpferische Töne auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz: Ohne eigene Kultur sind grundsätzliche Veränderungen nicht möglich
Von Dietmar Koschmieder
Vicente Felíu, Vertreter der Nueva Trova Cubana, wird auf der Konferenz auftreten
Die Rosa-Luxemburg-Konferenz ist gleichermaßen Kultur- wie Politikveranstaltung. Selbst bei den Besuchern hat sich eine Kultur des aktiven Mitwirkens am Gesamtkunstwerk entwickelt. Die Konferenz hat aber auch im landläufigen Sinne viel Kultur zu bieten. So wird der Chor der Sozialdemokratischen Führung das »Klagelied der Parteiführung« vortragen – ein Auszug aus dem aktuellen Stück »Rosa« des legendären Berliner Grips-Theaters, das sich mit der Biographie Rosa Luxemburgs beschäftigt. Vor allem die letzten Momente ihres Lebens hat der Kölner Regisseur und Autor Klaus Gietinger untersucht. Und findet klare Worte für das, was genau vor 90 Jahren stattgefunden hat: »Lizenz zum Morden – das Duo Waldemar Pabst und Gustav Noske« hat er seinen Vortrag benannt, mit dem die Konferenz um 11 Uhr eröffnet wird. Der Regisseur Hans-Peter Weymar stellt Ausschnitte aus »Kubanische Träume« vor: ein Film, der sich anläßlich der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Kubanischen Revolution mit kubanischen Realitäten und Hoffnungen beschäftigt.

Die Mischung von politischen und kulturellen Vorträgen und Gesprächen ist ein bewährtes Konzept der Rosa-Luxemburg-Konferenz und mitverantwortlich für ihren großen Erfolg. Bei der Konferenz wird es zudem ein außergewöhnliches Abendkonzert geben, das dem 90. Jahrestag der Ermordung von Rosa Luxemburg und dem 50. der kubanischen Revolution gewidmet sein wird. Rosa Luxemburg wie die kubanischen Genossinnen und Genossen stehen für Standhaftigkeit und Konsequenz – auch unter härtesten Bedingungen. Eine Welt jenseits kapitalistischer Verwertungslogik ist nicht nur ein Traum. Und seine Realisierung ist durch Mord und Wirtschaftskrieg, Verleumdung und Erpressung zwar zu erschweren – aber nicht zu verhindern. Ohne eigene Kultur sind grundsätzliche Veränderungen aber nicht möglich. Um solche Kultur geht es an diesem Abend: Kultur, die sich den hiesigen Marktgesetzen verweigert, die Vorbote kommender oder Ausdruck bereits vollzogener Veränderungen ist. Für letzteres stehen Vicente Feliú und José Andres Ordas Aguilera aus Kuba. Sie gehören zur ersten Generation von Kulturschaffenden, die ihre Kunst unter neuen gesellschaftlichen Verhältnissen entwickelt und mit der Nuvea Trova Cubana eine eigene Musikrichtung geprägt haben. Für ersteres steht die Gruppe ewo2 (kleines elektronisches Weltorchester) um den Mannheimer Liedermacher Bernd Köhler. Sie werden einige Stücke aus ihrer aktuellen CD »avanti popolo« präsentieren – bekannte internationale Arbeiterlieder, neu arrangiert und deshalb voller Überraschungen. Das Konzert wird im großen Saal der Urania stattfinden und der Höhepunkt der Konferenz sein.

Irgendwann darf dann aber auch dieser Kongreß tanzen: Ab 22 Uhr wird im Loft der Urania die Berliner Band Cool Breeze ihre Forderung nach »Afroskalypso Now!« in die Welt blasen. Eine Band wie die junge Welt und wie die Konferenz: Scharfe, freche, wilde, präzise und kämpferische Töne. Und das alles mit viel Vergnügen, gleichermaßen für jung und alt. Wo gibt es sowas ein zweites Mal?

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