Rolf Becker verstorben
Hamburg. Der Schauspieler Rolf Becker ist am Freitag im Alter von 90 Jahren in Hamburg gestorben. Das erfuhr junge Welt aus dem Kreis seiner Familie. Der 1935 in Leipzig geborene Becker wirkte in über 200 Film- und Fernsehproduktionen als Schauspieler und Synchronsprecher mit und war auch als Hörspielsprecher aktiv. Er war unter anderem in dem Kinofilm »Ich bin ein Elefant, Madame« (1969) von Peter Zadek zu sehen sowie als Staatsanwalt Peter Hach in der Böll-Verfilmung »Die verlorene Ehre der Katharina Blum« unter Regie von Volker Schlöndorff (1975). Dazu kommen zahlreiche Auftritte in Fernsehserien wie »Derrick«, »Der Alte« und »Tatort« sowie seit 2006 in der ARD-Arztserie »In aller Freundschaft« als Otto Stein.
Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler war Becker gewerkschaftlich und politisch aktiv. Er engagierte sich an der Seite der 2021 verstorbenen Holocaustüberlebenden Esther Bejarano gegen Faschismus und Antisemitismus. Als aktives Mitglied der Gewerkschaft Verdi war Becker in der Griechenland-Solidaritätsgruppe »Gegen Spardiktate und Nationalismus« aktiv. Eine weitere Konstante war sein Einsatz für politische Gefangene. So engagierte er sich im internationalen Komitee zur Verteidigung von Slobodan Milosevic, das am zweiten Jahrestag der NATO-Aggression gegen Jugoslawien am 24. März 2001 in Berlin gegründet wurde. Er besuchte den damals noch zum Tode verurteilten und bis heute inhaftierten afroamerikanischen Journalisten Mumia Abu-Jamal 2009 in der Todeszelle in den USA. Im Jahr 2003 unterstützte Becker ein Gnadengesuch für den bereits seit über 20 Jahren inhaftierten Christian Klar und wirkte als dessen ehrenamtlicher Betreuer.
Als Rezitator des Kommunistischen Manifestes und von Fidel Castros Verteidigungsrede vor Gericht, von Texten des Kabarettisten Dietrich Kittner und des Publizisten Carl von Ossietzky wirkte er für politische Aufklärung. Gemeinsam mit dem Jazzmusiker Hannes Zerbe bearbeitete und interpretierte er das Libretto für das »Floß der Verdammten«.
Rolf Becker war ein enger Wegbegleiter der Tageszeitung junge Welt. Zahlreich sind seine Auftritte etwa auf der alljährlichen Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz und in der jW-Maigalerie. Am 12. April diesen Jahres wurde er mit dem erstmals von junge Welt und dem Kulturmagazin Melodie & Rhythmus verliehenen Rosa-Luxemburg-Preis neben seinem künstlerischen Werk insbesondere für sein konsequentes politisches Auftreten ausgezeichnet.
Ein ausführlicher Nachruf folgt. (jW)
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