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Aus: Ausgabe vom 20.12.2025, Seite 3 (Beilage) / Wochenendbeilage

Weltweit führende Panzernation

Von Arnold Schölzel
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Am Donnerstag gab’s Neues vom Untergang des Abendlandes: »In einem Hochsicherheitslabor in Shenzhen haben Wissenschaftler nach Recherchen von Reuters den Prototypen einer sogenannten EUV-Maschine gebaut, die hochmoderne Halbleiterchips herstellen kann – eine Technologie, deren Zugang die USA China seit Jahren verwehren. Insider sprechen von Chinas ›Manhattan-Projekt‹.« Noch im April habe Christophe Fouquet, der Chef der niederländischen Firma ASML, die ein Weltmonopol auf die »Extreme Ultraviolettlithographie« (EUV) besitzt, erklärt, China werde »viele, viele Jahre« brauchen, um ‌aufzuschließen. Die Existenz des Prototyps zeige jedoch, »dass China schneller vorankommt als erwartet – trotz großer Hürden, etwa bei der Nachbildung hochpräziser optischer Systeme westlicher Zulieferer wie Zeiss«.

Am Freitag beruhigt die FAZ und meldet aus Oberkochen: »Zeiss-Chef blickt gelassen auf Chinas Kopierer«. Dem Sich-selbst-in-die-Tasche-Lügen von den chinesischen Subventionisten und Nachmachern verfallen auch deutsche Manager. Die FAZ lässt dementsprechend gewohnheitsmäßig aus dem Reuters-Bericht aus China den Satz weg: »Ziel der Regierung sei es, ab 2028 funktionsfähige Chips herzustellen. Projektbeteiligte halten 2030 für realistischer – immer noch Jahre früher als von Analysten erwartet.« Das beunruhigt in Frankfurt am Main doch ein wenig. In einem Kommentar schreibt die FAZ, dass Zeiss, Trumpf (Laser) und ASML »fast 20 Jahre« an der Technologie getüftelt hätten, und ordnet an, deren »Vorsprung unter allen Umständen zu halten oder sogar auszubauen, indem sie die nächste Generation der Technik industrialisieren«. Sie gäben auch »Europa ein Faustpfand in die Hand, damit der alte Kontinent technologisch nicht abgehängt wird«.

Etwas Feuer ist wohl doch unterm Dach. Für den Wirtschaftswissenschaftler Lars Feld brennt die Hütte bereits lichterloh. Unter der Überschrift »Es droht eine 15jährige Stagnation« fasst er am Dienstag im Handelsblatt zusammen: »Es lohnt sich kaum mehr, in Deutschland zu investieren.« Trotz der steigenden Zahl an Insolvenzen sei zwar die Substanz der Unternehmen gut, aber der Staat mache Schulden und freunde »sich zunehmend mit Steuererhöhungen an«. Feld nennt drei große Veränderungen, die dazu geführt hätten: »Die Finanzkrise, der Erfolg Chinas und der Klimawandel«. Vor 2007 hätten die Finanzmärkte als »effizient« gegolten, dann als »gefährlich, jedenfalls Kern des Problems«. Und China: »Die chinesische Industriepolitik gilt als vorbildlich, Steuerung und Lenkung einer Volkswirtschaft hin zu bestimmten Technologien gelten als Schlüssel zum Erfolg – ganz zu schweigen vom Ausbau der Infrastruktur, die keine Rücksicht auf lokale private Interessen nimmt.« Da ist wenigstens ein kleiner Haken. Die Klimapolitik in der EU und in Deutschland schließlich atme »einen planwirtschaftlichen Geist«. Sie wolle »eine Volkswirtschaft mit kleinteiligen Vorgaben transformieren«. Das müsse scheitern, es sei Zeit, umzukehren »in Richtung Marktwirtschaft«.

In China ist Planung demnach gut, in Westeuropa schlecht. Gründe teilt Feld nicht mit. Außerdem liegt er falsch. Jedenfalls teilt Die Welt am Freitag mit, dass das Bundeskartellamt die Zusammenarbeit der Rüstungskonzerne Rheinmetall und KNDS beim Bau eines Panzers, der inoffiziell »Leopard 3« genannt werde, genehmigt hat, und schöpft Hoffnung: »Deutschland würde seine Marktstellung als weltweit führende Panzernation ausbauen.«

Das ist doch was. Sollen die Chinesen ruhig den alten Kontinent abhängen, Deutschland bleibt der »›Leopard‹-Panzer, der international als Maßstab gilt«. Fährt auf Ketten in den Sonnenuntergang.

Sollen die Chinesen ruhig den alten Kontinent abhängen, Deutschland bleibt der »›Leopard‹-Panzer, der international als Maßstab gilt«. Fährt auf Ketten in den Sonnenuntergang.

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