Otra voz canta
Von Arnold SchölzelIm jW-Shop ist eine CD zu haben, die den Titel »Otra voz canta – Eine andere Stimme singt« trägt. Zu hören ist ein Mitschnitt des Konzerts, das der uruguayische Liedermacher Daniel Viglietti (1939–2017) zusammen mit seinem deutschen Freund Rolf Becker, der die Liedtexte in deutscher Übersetzung rezitierte, am 25. Februar 2017 auf der Veranstaltung »70 Jahre junge Welt« im Berliner Kino »International« gegeben hatte. Dieses Treffen kam zustande, weil Rolf auf die jW-Frage nach einem Kontakt zu Daniel Viglietti ungefähr antwortete: »Den kenne ich, ich rufe ihn an.«
Ohne Rolf, den Kommunisten und also Internationalisten, wäre jW nicht das, was sie ist. Er bereitete sich auf die Rosa-Luxemburg-Konferenz am 10. Januar 2026 vor, als ihn der Tod am 12. Dezember wegriss. In den vergangenen Jahren, das zeigen die Bilder, gestaltete er jede größere Veranstaltung von jW und Melodie & Rhythmus mit. Er war unterwegs mit Esther Bejarano und Moshe Zuckermann, zusammen mit Hannes Zerbe und Band machte er 2019 »Das Floß der Medusa« nach Hans Werner Henze zu einem Ereignis.
Und: Er, der unermüdlich seine Stimme gegen Unrecht erhob, konnte zuhören. Das war eine Grundlage für sein hellwaches Engagement.
Daniel Viglietti kannte er seit den 70er Jahren aus Köln, wo sie für den Rundfunk produzierten. Viglietti war im Exil: 1972 hatte ihn die Regierung Uruguays verhaften lassen – er arbeitete mit der Stadtguerilla, den Tupamaros, zusammen. Wenige Tage vor dem Putsch vom 27. Juni 1973 in Uruguay kam er unter dem Druck einer internationalen Solidaritätskampagne frei und konnte fliehen. Zehntausende wurden inhaftiert und gefoltert, Tausende ermordet. Vigliettis Lied »Otra voz canta« hat diesen Hintergrund, den der US-gelenkten Militärdiktaturen Lateinamerikas jener Zeit. Es beginnt so: »Hinter meiner Stimme / – höre, höre – / singt eine andere Stimme. / Sie kommt von hinten, von fern; / sie kommt aus begrabenen / Mündern und singt. / Sie sagen, dass sie nicht tot sind / – hör sie, höre –, / während die Stimme sich erhebt, /die an sie erinnert und singt. / Höre, höre; / eine andere Stimme singt.«
So war es, wenn Rolf über Faschismus und Krieg sprach, über Mumia Abu-Jamal, über Christian Klar oder wie im Januar auf der diesjährigen Rosa-Luxemburg-Konferenz über Daniela Klette: Er übermittelte stets eine Botschaft der vielen, an die erinnert werden muss. Rolf fehlt sehr.
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