Päpstliche Friedensmission im Libanon
Von Hassan Al-Askari
Das Motto der ersten Auslandsreise von Papst Leo XIV. lautet abgeleitet aus der Bergpredigt von Jesus: »Selig sind die, die Frieden stiften.« Nach seinem Treffen in Istanbul mit muslimischen Geistlichen in der bekannten Blauen Moschee, war sein nächstes Ziel der Libanon, wo er im Rahmen seiner Friedensmission rund um den ersten Advent drei Tage verweilte. Voller Vorfreude waren die Straßen Beiruts mit Flaggen des Vatikans neben denen des Libanons geschmückt. Nicht nur Christen, sondern auch Muslime versammelten sich um das Oberhaupt der katholischen Kirche. Arabische und französische Grüße wurden ihm aus der Menschenmenge zugerufen. »Salam Aleikum« – »Der Friede sei mit euch«, grüßte der Patriarch mit dem arabischen Friedenswunsch, der besonders unter Muslimen etabliert ist. Inmitten all der Flaggen sah man auch die gelb-grünen der Hisbollah. Die Pfadfinder ihrer Jugendorganisation Imam Al-Mahdi ließen ihre Trommeln erklingen, als das Papstmobil durch Dahieh fuhr. Die Gemeinde Haret Hreik in dem mehrheitlich von Schiiten bewohnten Vorort war jüngst Ziel israelischer Angriffe.
Neben dem maronitischen Patriarchen empfingen ihn auch der Präsident Joseph Aoun, ein Christ, der Parlamentspräsident Nabih Berri, ein Schiit, und Premierminister Nawaf Salam, ein Sunnit. Die Verfassung legt fest, dass diese Ämter jeweils von Repräsentanten der drei größten Religionsgemeinschaften besetzt werden, um die Interessen der verschiedenen Volksgruppen zu wahren.
Ein interreligiöses Treffen mit muslimischen und christlichen Geistlichen sowie Vertretern kleinerer Religionen wie den Drusen fand auf dem historischen Märtyrerplatz statt. Als symbolisches Zeichen des Friedens pflanzten die Kleriker gemeinsam einen Olivenbaum. »In einer Zeit, in der Koexistenz wie ein ferner Traum scheint, zeigen die Menschen Libanons, trotz ihrer unterschiedlichen Religionen, dass Frieden und Einheit möglich sind«, verkündete der Papst in einem Land, das Bürgerkriege, Inflation und Invasionen durchlebt. Er besuchte auch die Statue der Jungfrau Maria, die sowohl Christen als auch Muslime verehren. Einer von vielen Berührungspunkten, die beide Weltreligionen vereint.
Zu weiteren Zielen auf seiner Reise zählte das Kloster des Mönchs St. Chabell, dem Nationalheiligen des Landes, sowie der Hafen von Beirut. Dort kam es 2020 zu einer Explosion, die mehr als 200 Tote und 2.600 Verletzte zur Folge hatte. Hier nahm sich der Papst Zeit für ein stilles Gebet und legte einen Rosenkranz vor das Mahnmal im Gedenken an die Opfer. Anschließend sprach er mit Angehörigen, die Fotos ihrer damals getöteten Familienmitglieder bei sich trugen.
Der Wunsch nach Frieden zog sich durch all seine Treffen auf der Reise. Sogar ein Kurier der Hisbollah überreichte der Delegation aus dem Vatikan einen Brief für den Papst, der von der staatlichen Agentur National News Agency veröffentlicht wurde. »Libanon ist mehr als ein Land, er ist eine Botschaft«, zitierte die Gruppe Leos Vorgänger Johannes Paul II. nach dem Grußwort. Die religiöse Vielfalt des Landes bezeichnen sie als essentiell für die Sicherheit der Nation. Sogar Säkularität findet Erwähnung. »Wenn Menschen im Zentrum der Sorge aller Religionen – und sogar säkularer ideologischer Systeme – stehen, kann man auf andauernden Frieden und Sicherheit hoffen.« Sie beriefen sich auf gemeinsame Werte und betonten ihre Verpflichtung zu »Koexistenz, Demokratie und nationaler Souveränität«. Ohne die von ihnen geforderte Entwaffnung explizit zu erwähnen, stellten sie sich dagegen. So hieß es, dass sie ausländische Einmischung ablehnen. Durch den Brief zieht sich Kritik an Israel für den Genozid in Gaza und die Aggressionen im Libanon.
Der Süden des Landes wird fast täglich von Israel bombardiert, wobei trotz der vereinbarten Waffenruhe Zivilisten getötet werden. Unter zahlreichen Gebäuden, die im vorangegangenen Krieg zerstört wurden, befanden sich auch Kirchen wie die katholische St.-George-Kathedrale aus dem 19. Jahrhundert in Tyros. Mindestens acht Menschen, die dort Zuflucht gesucht hatten, wurden durch die Bomben am 9. Oktober 2024 getötet.
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