Israel lässt Gaza versinken
Von David Siegmund-Schultze
Durchflutete Zeltlandschaften. Improvisierte Behausungen, die vom Sturm zerstört wurden. Menschen, die der Kälte ausgesetzt sind. Gaza treffen seit der Nacht von Donnerstag auf Freitag Starkregen und Stürme. Eigentlich hat sich Israel in dem von Trump vermittelten Waffenstillstandsabkommen dazu verpflichtet, 60.000 Fertighäuser, 200.000 Zelte und schweres Gerät zum Wiederaufbau in den Küstenstreifen zu lassen. Doch Tel Aviv missachtet die Vereinbarung – den Palästinensern in der Enklave wird verwehrt, ihr Leben wiederaufzubauen. In den von Israel kontrollierten 53 Prozent des Gebiets steht der Neuaufbau laut Reuters hingegen in den Startlöchern - für die Investoren und israelische Siedler, nicht die palästinensischen Einwohner.
Gaza sei »die Stadt des Bösen«, hat Israels Premier Netanjahu am 7. Oktober 2023 gesagt. Was mit dem Stück Land passieren soll, machte sein Parteifreund, der stellvertretende Sprecher der Knesset Nissim Vaturi, einen Tag später deutlich: »Wir haben jetzt ein gemeinsames Ziel: den Gazastreifen von der Erde tilgen.« Zwei Jahre danach liegen mehr als 90 Prozent der Wohnhäuser in Trümmern oder sind schwer beschädigt. Ganze Städte wurden wortwörtlich dem Erdboden gleichgemacht, das Abwassersystem und die Kanalisation gezielt zerstört. Die israelische Armee hat die genozidalen Aufforderungen der Netanjahus, Herzogs und Gallants in die Tat umgesetzt und Gaza zu einem Ort gemacht, in dem zu leben nahezu unmöglich ist.
Es war zu erwarten, dass Israel trotz des Abkommens weiter Menschen töten und Hilfsgüter blockieren wird. Das entschuldigt jedoch nicht die fortgesetzte Gleichgültigkeit von Tel Avivs Partnern gegenüber der menschenverachtenden Politik des Landes. Die Bundesregierung würde am liebsten wieder zurück zur zwar brutalen, aber unbeachteten Vorkriegsnormalität und Gaza wieder beiseiteschieben, aus dem Blick verlieren. Die Chancen dafür stehen erschreckend gut. Denn schon jetzt ist es um die Enklave in den deutschen Medien still geworden. Tötungen in Gaza, Pogrome in der Westbank oder die fortgesetzte Sabotage des palästinensischen Rechts auf Selbstbestimmung scheinen hierzulande nicht zu interessieren.
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Leserbrief von Raimon Brete aus Chemnitz (15. November 2025 um 21:27 Uhr)Vertreibung – Kriegsverbrechen – Genozid: Eine jahrzehntelange unheilvolle Entwicklung im Nahen Osten, auf deren Weg Hunderttausende von Vertriebenen, Verletzten und Tode liegen, führt geradewegs in eine große menschliche Katastrophe. Das Erbe der britischen Kolonialmacht führte notgedrungen und bewusst auch dadurch organisiert zu einer Konfrontation zwischen dem israelischen Staat und den entrechteten Palästinensern. Flüchtlingslager, Landraub und die Verweigerung des Rechtes auf einen eigenen Staat war Provokation genug, um Auseinandersetzungen mit ungewissem Ausgang auf beiden Seiten zu befördern. Jetzt scheint ein neuer Höhepunkt erreicht zu sein, indem über 70.000 Palästinenser tot und Gaza in Schutt und Asche gelegt worden ist. Erst wurde endlos gebombt und dann ein heuchlerischer Frieden abgeschlossen und das Grauen findet mit den gewalttätigen Überfällen israelischer Siedler kein Ende. Die israelische Führung kommt mit politischer, finanzieller und militärischer Unterstützung amerikanischer und europäischer Partner ihrem Ziel eines den Nahen Osten beherrschenden Israel immer näher. Die Tragödie nimmt ihren Lauf und deutsche Politiker und die Qualitätsmedien stehen Gewehr bei Fuß – Menschenrechte, Frieden und Freiheit sind nur noch Worthülsen.
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