Gegründet 1947 Freitag, 12. Dezember 2025, Nr. 289
Die junge Welt wird von 3063 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 27.10.2025, Seite 1 / Inland
Doppelstunde »Krisenvorsorge«

Kriegshysterie im Klassenzimmer

Bundesinnenminister: Schüler sollen im Unterricht »Bedrohungsszenarien« diskutieren
Von Philip Tassev
imago61004456.jpg

Rund um die Uhr bombardieren Politiker, Funktionäre, Militärs und Konzernjournalisten die deutsche Bevölkerung mit Schreckensnachrichten und Horrorszenarien, um die Milliarden Euros zu rechtfertigen, die in Waffen und allgemeine Kriegsvorbereitung gesteckt werden. Am Sonnabend warf zum Beispiel der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, den von NATO-Propagandisten und -Geheimdienstlern regelmäßig für 2029 herbeigeredeten »russischen Angriffsplan« eigenhändig über den Haufen: »Es könnte 2026 sein. Es könnte heute abend sein«, behauptete er gegenüber Springers Welt. Und die Zeitung fragt nicht etwa, ob der General a. D. das ernst meint, sondern ob es wirklich reicht, erst 2027 mit der Wehrerfassung der Jugend zu beginnen.

Nur will die Propaganda nicht so richtig verfangen. Die Kriegsbegeisterung der Menschen in diesem Land hält sich nach wie vor in Grenzen, ebenso wie die Bereitschaft der Jugendlichen, bei der Bundeswehr ihren Kopf hinzuhalten für die »Verteidigung« eines Staates, der ihnen nichts mehr zu bieten hat. Laut verschiedenen Umfragen der letzten Tage, etwa der Universität Bielefeld oder von Greenpeace, lehnen trotz medialen Dauerfeuers immer noch bis zu zwei Drittel der jungen Leute die Wiedereinführung eines Zwangs zum Dienst an der Waffe ab.

Hier kommt Alexander Dobrindt ins Spiel. Der BRD-Innenminister möchte die Jugend direkt ansprechen, und zwar dort, wo es kein Entkommen gibt: in der Schule. Im Interview mit dem Handelsblatt (Sonntagsausgabe) kündigte der CSU-Mann an, sich bei der nächsten Innenministerkonferenz dafür einsetzen zu wollen, »das Thema Krisenvorsorge in den Schulalltag einzubinden«. Sein Vorschlag sei, »dass in einem Schuljahr in einer Doppelstunde mit älteren Schülern darüber diskutiert wird, welche Bedrohungsszenarien es geben kann und wie man sich darauf vorbereitet«. Denn: Kinder seien »wichtige Wissensträger« in die Familien hinein.

Der Bundesinnenminister hofft also offenbar, dass Schulkinder – durch irgendwelche »Bedrohungsszenarien« aufgeschreckt – die Angst vor dem »Russen« mit nach Hause tragen, um dort ihre Eltern und Geschwister damit anzustecken.

Friedenspropaganda statt Kriegsspielzeug

Mit dem Winteraktionsabo bieten wir denen ein Einstiegsangebot, die genug haben von der Kriegspropaganda der Mainstreammedien und auf der Suche nach anderen Analysen und Hintergründen sind. Es eignet sich, um sich mit unserer marxistisch-orientierten Blattlinie vertraut zu machen und sich von der Qualität unserer journalistischen Arbeit zu überzeugen. Und mit einem Preis von 25 Euro ist es das ideale Präsent, um liebe Menschen im Umfeld mit 30 Tagen Friedenspropaganda zu beschenken.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

  • Leserbrief von Reinhard Hopp aus Berlin (27. Oktober 2025 um 12:07 Uhr)
    Es ist höchste Zeit für eine grundlegende Reform des Zivilschutzes, auch und insbesondere als Schulfach, und zwar ausgehend von und aufbauend auf der Frage: Wie schützen wir uns, unsere Kinder und Enkel vor skrupellosen Kriegstreibern und politischen Psychopathen. Wem zu den existenziellen Problemen unserer Zeit nichts Besseres einfällt als Krieg, wird seiner/ihrer Verantwortung als Politiker*in nicht gerecht und ist eines solchen Amtes nicht würdig. Ferner gehört jegliches Werben für jedwede Form von Gewalt oder gar Krieg unter Strafe gestellt und das Strafgesetzbuch ebenfalls entsprechend revidiert. Wir sind das Volk! Es sind unsere Kinder! Es ist unsere Zukunft! Wir wollen Frieden und nie wieder Krieg!
    • Leserbrief von Onlineabonnent/in Günter Sandführ (27. Oktober 2025 um 12:38 Uhr)
      Es ist unfassbar mit welcher propandistischen Hirnlosigkeit heutzutage die Öffentlichkeit zugemüllt wird.

                                              jW-Jahreskalender für 2026 herunterladen (hier direkt)