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Aus: Ausgabe vom 23.10.2025, Seite 8 / Ansichten

Unter Druck

Spionagevorwürfe gegen die AfD
Von Nick Brauns
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AfD-Fraktionschef Björn Höcke während einer Pressekonferenz im Thüringer Landtag (3.9.2025)

Die in den letzten Jahren von den Fußtruppen der damaligen Ampelregierung getragene Kampagne »Höcke ist ein Nazi« verhallte weitgehend ergebnislos. Wahlergebnisse legen nahe, dass diese Zuschreibung der Popularität des völkisch freidrehenden Thüringer AfD-Landeschefs Björn Höcke und seiner Partei außerhalb linksliberaler Wohlfühlkieze eher genützt als geschadet hat.

Schwerwiegender für eine sich patriotisch verstehende deutschnationale Partei scheint da der Vorwurf des Vaterlandsverrats. Thüringens SPD-Innenminister Georg Maier verdächtigt die AfD der Spionagetätigkeit für Russland. Es dränge sich geradezu der Eindruck auf, dass die Partei eine Auftragsliste des Kremls abarbeite, verweist Maier auf deren parlamentarische Anfragen zu kritischer Infrastruktur, Polizei und Bundeswehr. Russland nutze seinen Einfluss in der AfD, um zu spionieren, und die AfD lasse sich für diesen Verrat dankbar vor Putins Karren spannen, pflichtet ihm der CDU-Abgeordnete Marc Henrichmann als Vorsitzender des Geheimdienste-Kontrollgremiums im Bundestag bei. Der grüne Vizevorsitzende des Gremiums, Konstantin von Notz, schlägt in eine ähnliche Kerbe.

Nun gehört das parlamentarische Fragerecht zu den wenigen Möglichkeiten der Opposition, der Regierung auf den Zahn zu fühlen. Für Spionage ist es schon deswegen ein eher ungeeignetes Mittel, da von Regierungsseite als »Staatswohlgefährdung« eingestufte Fragen häufig unbeantwortet bleiben. Auch muss nicht gleich der Kreml dahinter stecken, wenn sich eine Partei, die bekanntermaßen von einem starken Repressionsapparat gegen »Feinde im Inneren« träumt, nach dafür vorhandener Infrastruktur erkundigt.

Doch Thüringens Innenminister will den »landesverräterischen Aspekt« im Rahmen eines derzeit fraktionsübergreifend im Bundestag vorbereiteten neuen AfD-Verbotsverfahrens stärker berücksichtigt sehen. Die im Handelsblatt – dem Organ des deutschen Großkapitals – lancierte Kampagne gegen die AfD als angebliche Spionageagentur »autoritärer« Staaten dürfte indessen weniger auf ein Verbot der laut Umfragen stärksten Partei als auf deren Gefügigmachung zielen.

Denn längst gibt es innerhalb der Union Überlegungen für eine schwarz-blaue Koalition zur Durchpeitschung verschärften Sozialkahlschlags. Dem steht eine außenpolitische Unzuverlässigkeit der AfD entgegen, die zumindest im Osten noch verbal Rücksicht auf ihre keineswegs kriegstüchtige Basis nimmt. Hier wird der Druck auf die Partei zur Kurskorrektur weiter zunehmen, um an die Tröge der Macht gelassen werden.

Dass der Vorwurf des Landesverrats gegen die AfD jetzt von Parteien erhoben wird, die nach dem wohl von westliche Verbündeten begangenen Anschlag auf die Nord Stream-Pipelines in transatlantischer Nibelungentreue business as usual betrieben, könnte sich noch als Bumerang erweisen.

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  • Leserbrief von Monika Naggl (27. Oktober 2025 um 10:37 Uhr)
    Wenn Parlamentarier darüber befinden wollen, welche Anfragen zulässig sind und welche nicht, um ihre Kollegin oder ihren Kollegen zu desavouieren, ist das anmaßend. Es steht ihnen nicht zu. Für mich kommen in diesem Vorgang insgesamt eine Verwahrlosung der Politik und eine Herabwürdigung des Parlaments als Institution zum Ausdruck.
    Einige Parteigänger wissen offenbar nicht, dass es zuvorderst Aufgabe des Parlaments ist – in Vertretung des Volkes – die Arbeit der Regierung zu kontrollieren. Zu diesem Zwecke werden Anfragen gestellt. Man nennt das auch Demokratie. Sie sitzen nicht in dieser herausgehobenen Position, um dem Interesse ihrer Partei zu dienen.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Oliver S. aus Hundsbach (22. Oktober 2025 um 21:19 Uhr)
    Wie von Nick Brauns richtig beschrieben, ist der Grund dafür, die AFD in die Regierung zu bringen, der möglichst umfangreiche Abbau dessen, was hier Sozialstaat heißt. Mit der ehemaligen Angestellten von Goldman Sachs ist das kein Problem. Es gibt genügend Beispiele aus anderen Parteien, die zeigen, dass man viele Mitglieder gern überzeugen kann, den besten Argumenten zu folgen, wenn es um gut dotierte Posten geht. Ein Kriegskurs gegen Russland könnte die Partei die Hälfte der Stimmen kosten. Es bleibt spannend, ob es dann noch für eine Mehrheit im Bundestag zusammen mit der CDU reicht. Wird Björn Höcke der erste Märtyrer der AfD? Mal bei den zuständigen Geheimdiensten nachfragen! Vielleicht sollte er schon einmal einen Antrag auf Asyl ausfüllen und Russisch lernen. Selbst wenn die wahren Hintergründe der Nord-Stream-Pipelines eindeutig aufgeklärt würden, würde das nichts am Willen der transatlantischen Mafiosi ändern, Russland auf dem Schlachtfeld besiegen zu müssen. Alles ist fest im Würgegriff der herrschenden Gedanken, die ja nichts weiter als die Gedanken der Herrschenden sind.

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