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Aus: Ausgabe vom 14.10.2025, Seite 10 / Feuilleton
Wirtschaftskriminalität

Operation Herakles

Um massenhaften Betrug im Internet zu unterbinden, haben Cybercrime-Experten mehr als 1.400 illegale Internetseiten gesperrt. Es bestehe der Verdacht des sogenannten Cybertrading-Betrugs, teilten das bei der Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe eingerichtete Cybercrime-Zentrum Baden-Württemberg, das Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) gemeinsam mit.

Die Betrugsmasche, um die es dabei geht, heißt »Cybertrading Fraud«. Sie hat sich den Angaben nach in den vergangenen Jahren zu einem Massenphänomen entwickelt – mit stetig steigenden Fallzahlen. Gutgläubige Kunden sollen dabei im Vertrauen auf eine lukrative Anlagemöglichkeit teils hohe Geldsummen auf betrügerischen Internetplattformen investieren.

Bei der »Operation Herakles« seien nun in Zusammenarbeit mit der europäischen Polizeibehörde Europol und bulgarischen Strafverfolgungsbehörden 1.406 aktive illegale Domains vom Netz genommen worden, hieß es. »Über die nun gesperrten Domains sollten Verbraucherinnen und Verbraucher getäuscht und zu vermeintlichen Investitionen auf manipulierten Handelsplattformen verleitet werden.«

Bislang seien die Täter unbekannt. Sie handeln den Angaben nach international und arbeitsteilig. Das Vorgehen bezeichnen die Behörden als »Crime as a Service«, also kriminelle Dienstleistungen.

Die Täter erstellen den Angaben nach Internetauftritte, auf denen sie einem breiten Publikum die Eröffnung eines vermeintlichen Handelskontos für das Trading mit Finanzinstrumenten anbieten. »Hierbei wenden sich die Täter bewusst an den deutschen Markt und gezielt an Personen, die in Deutschland leben und wohnen.« Die Betreiber hätten aber keine Bafin-Erlaubnis für Finanz- beziehungsweise Wertpapierdienstleistungen und Bankgeschäfte.

»Tatsächlich werden die eingezahlten Gelder zu keinem Zeitpunkt einer Kapitalanlage zugeführt«, warnen die Ermittler. Flankierend rufen sogenannte Broker aus Callcentern im Ausland die Opfer an und animieren sie dazu, mehr Geld zu investieren. »Viele Geschädigte bemerken aufgrund des professionellen Vorgehens der Täter und des Einsatzes von gefälschten Handelsplattformen über Monate hinweg nicht, dass sie betrogen werden und werden zu weiteren Einzahlungen motiviert«, hieß es. Das Geld sei in der Regel vollständig verloren.

Die nun beschlagnahmten Domains wurden auf eine vom LKA gehostete sogenannte Beschlagnahmeseite umgeleitet: Wer die Internetadresse aufruft, bekommt nun einen entsprechenden Hinweis. (dpa/jW)

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