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Aus: Ausgabe vom 06.10.2025, Seite 11 / Feuilleton
Literatur

Ivan Klima tot

Der tschechische Schriftsteller Ivan Klima ist tot. Er starb am Samstag morgen im Alter von 94 Jahren, wie sein Sohn Michal Klima der Nachrichtenagentur CTK bestätigte. Geboren wurde Klima am 14. September 1931 als Ivan Kauders. Drei Jahre seiner Kindheit war Klima mit seiner Familie ab 1942 wegen ihres jüdischen Ursprungs im Ghetto Theresienstadt interniert. Als er 2002 mit dem Franz-Kafka-Preis ausgezeichnet wurde, nannte er sein Verhältnis zu Deutschland dennoch »unverkrampft«: »Dass die SS deutsch sprach, kann man der Sprache nicht anlasten.«

In der ČSSR wurde Klima zu einem der prominentesten Autoren neben Milan Kundera und Bohumil Hrabal. Wegen seines Stücks »Ein Schloss« feierte man ihn schon als »Erneuerer des tschechischen Dramas«. 1967 warf er der Regierung in einer öffentlichen Rede Machtmissbrauch vor, worauf er aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen wurde. Nach der Niederschlagung des »Prager Frühlings« ging er 1968 mit einem Lehrauftrag für die University of Michigan für ein Jahr in die USA. Zwar kehrte Klima 1970 nach Prag zurück, seine Bücher konnten aber wegen eines bis 1989 in der ČSSR geltenden Publikationsverbots nur im Ausland erscheinen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich unter anderem als Autor von Trickfilmen und als Vermesser. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Romane »Meine ersten Lieben« (1981), »Liebe und Müll« (1983) und »Warten auf Dunkelheit, Warten auf Licht« (1993). (dpa/jW)

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