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Aus: Ausgabe vom 24.09.2025, Seite 10 / Feuilleton
Kino

Schuld und Sühne

Hinfallen, philosophieren: Der Anime »Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba Infinity Castle«
Von Marc Hairapetian
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Die Starken helfen den Schwachen, damit die Schwachen eines Tages selbst stark werden

»Ich hasse Schwächlinge!« schleudert Dämon Akaza in »Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba Infinity Castle« dem »Teufelsvernichter« Tanjirō entgegen. Der hat noch Zeit, einen Moment innezuhalten, um die nihilistische Haltung des Dämons zu kritisieren, bevor es notwendigerweise zum blutigen Duell kommt: »Die Starken helfen den Schwachen, damit die Schwachen eines Tages selbst stark werden, um wiederum anderen Schwachen zu helfen.«

Es ist ein ewiges Kämpfen, Philosophieren, Hinfallen, Aufstehen und Weitermachen in der seit 2016 bestehenden Mangaserie »Demon Slayer« des mysteriösen Autors Koyoharu Gotōge. Diese Mischung aus Härte und Gefühl, Action und Reflexion bei gleichzeitig visuell betörender Gestaltung dürfte einer der Gründe für ihren internationalen Erfolg sein.

2020 avancierte der erste Kinofilm der Reihe – »Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba – The Movie: Mugen Train« – durch ein Einspielergebnis von fast 500 Millionen US-Dollar zum weltweit erfolgreichsten Film der Coronazeit. Und auch die Fortsetzung »Infinite Castle«, Auftakt einer Trilogie, bricht derzeit international alle Rekorde. Zu Recht: Optisch und vom Sounddesign noch aufwendiger als die parallel laufende Fernsehserie, muss sie sich nicht hinter modernen Animemeisterwerken wie Sunghoo Parks »Jujutsu Kaisen 0« (2021) oder Makoto Shinkais »Suzume« (2022) verstecken.

In Haruo Sotozakis bildgewaltiger Inszenierung nähert sich die Reise des »Demon Slayers« Tanjirō Kamado dem Ende. Die mühselig entwickelte Fähigkeit seiner Schwester Nezuko, trotz ihres dämonischen Daseins im Sonnenlicht zu überleben, hat Bewegung in die Auseinandersetzung zwischen den »Säulen« getauften »Teufelsvernichtern« und den sinistren Streitkräften von Muzan Kibutsuji gebracht. Der Fürst der Dunkelheit teleportiert Tanjiro und dessen Mitstreiter in seine labyrinthische Festung, in das Infinity Castle.

Vorkenntnisse der Saga sind hilfreich, doch man kann sich auch ohne von den Ereignissen mitreißen lassen. Dass ausgerechnet der hasserfüllte »Säulenkiller« Akaza im besonderen Maße zu berühren mag, hätten eingefleischte Fans nach »Mugen Train« nicht vermutet. In Rückblenden wird gezeigt, wie er als menschlicher Junge Hajuk einst Vater und Verlobte verlor, um danach von Muzan in einen Dämon verwandelt zu werden. Im Showdown durchlebt Akaza eine unerwartete Katharsis. Vor allem dieser Schuld-und-Sühne-Aspekt macht »Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba Infinity Castle« so sehenswert.

»Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba Infinity Castle«, Regie: Haruo Sotozaki, Hikaru Kondô, 155 Min., Japan/USA 2025, bereits angelaufen

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