Graumann reklamiert
Von Pierre Deason-Tomory
Der lange graue Mann reist mit der Eisenbahn von Weimar in die Hauptstadt, geht ins Germania-Warenhaus am Tauentzien und fragt nach dem Schalter für Reklamationen. Er wird ins zweite Untergeschoss geschickt und stellt sich dort in die Warteschlange. Vor ihm gibt eine junge Mutter ihre sechs halbwüchsigen Kinder zurück, weil die nicht richtig ticken, und bekommt dafür einen Friseurgutschein. Nachdem die Kinder gewogen, abgestempelt und für die Bundeswehr versandfertig gemacht worden sind, ist Graumann an der Reihe.
»Guten Tag. Ich würde gerne die CDU und die CSU umtauschen.«
»Darf man fragen, warum? Sind Sie mit Ihrer Union nicht zufrieden?«
»Die ist mir im Unterhalt zu teuer. Der Exverkehrsminister Scheuer hat 243 Millionen Euro gekostet, beim Spahn dürften es vier Milliarden werden, und der Söder haut jetzt mit der Mütterrente und den Steuersenkungen für Gastwirte und Bauern noch einmal jährlich 15 Milliarden raus. Dann wären da noch jeweils 500 Milliarden für Autobahnen und Panzer. Das kann ich mir nicht leisten.«
»Und ich kann Ihnen da leider nicht helfen. Politiker und Parteien, deren Namen mit den Buchstaben A bis Z beginnen, sind vom Umtausch ausgeschlossen. Besonders die mit C wie CDU und CSU und die mit Sch wie Scheuer, Spahn oder Schopenhauer.«
»Schopenhauer war kein Politiker.«
»Das sagen sie alle.«
»Umtauschen geht also nicht?«
»Nein.«
»Was meinen Sie, kann ich sie vielleicht in einem Gebrauchtwarenladen verkaufen?«
»Wen? Spahn und Scheuer?«
»Die ganze Union.«
»Auch nicht. Die Union gehört uns nicht mehr, seit sie vor zwei Jahren an Blackrock verscheuert wurde.«
»Was haben wir dafür bekommen?«
»Einen Blackrock-Buchhalter als Bundeskanzler.«
»Den Merz.«
»Sie sind gut informiert.«
»Kann man wenigstens den zurückgeben?«
»Ja, könnte man schon. Aber bei einem Regierungsumtausch bekommen Sie für einen Kanzler Merz einen Kanzler Chrupalla.«
»Ah, Flaschenpfand.«
»Richtig.«
»Der Merz ist echt nur 25 Cent wert?«
»Acht.«
»Was würde ich für die SPD bekommen?«
»Gar nichts. Die hat der Schröder schon 2003 verkauft.«
75 für 75
Mit der Tageszeitung junge Welt täglich bestens mit marxistisch orientierter Lektüre ausgerüstet – für die Liegewiese im Stadtbad oder den Besuch im Eiscafé um die Ecke. Unser sommerliches Angebot für Sie: 75 Ausgaben der Tageszeitung junge Welt für 75 Euro.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Feuilleton
-
Tod in der Westbourne Grove
vom 22.08.2025 -
Unsichtbare Zeugen
vom 22.08.2025 -
Nachschlag: Mehr Gags
vom 22.08.2025 -
Vorschlag
vom 22.08.2025 -
Schaumgeboren
vom 22.08.2025