Trumps Rohstoffproblem mit China
Von Arnold Schölzel
Laut US-Finanzminister Scott Bessent haben die USA und China Fortschritte bei ihren Gesprächen über Zölle gemacht. Er sagte am Dienstag im US-Sender Fox News: »Wir haben sehr gute Gespräche mit China geführt, und ich denke, wir werden sie noch vor November wiedersehen.«
Die Zeit drängt. Als US-Präsident Donald Trump am 2. April seinen Weltzollkrieg eröffnete, sollten wechselseitig weit über 100 Prozent auf Waren aufgeschlagen werden und China verschärfte die Kontrollen über wichtige Rohstoffe. Die Volksrepublik liefert über 90 Prozent aller seltenen Erden für den Weltmarkt. Bei den besonders gefragten schweren seltenen Erden sind es laut Bundesanstalt für Geo-wissenschaften in Hannover sogar 100 Prozent. Die Folge nach Trumps »Liberation Day«: Bei General Motors, Ford und Stellantis in Detroit stockte die Autoproduktion. Rasch wurden die Zölle zum größten Teil aufs frühere Niveau gesenkt, und Trump gab wichtige Halbleitertechnologie wieder für den Verkauf nach China frei. Seitdem wird verhandelt.
Die Volksrepublik hat sich lange auf Trumps Zollchaos vorbereitet. Schon im US-Präsidentschaftswahlkampf 2024 war aus China zu hören, dass sich an der grundsätzlichen Ausrichtung der US-Chinapolitik nicht viel verändern werde. Demokraten wie Republikaner seien sich einig, dass die USA zunehmend auf Konfrontationskurs gehen müssten. Beijing setzt darauf, die USA nicht zu provozieren und lediglich zu reagieren. Beispiel: Anfang Dezember 2024 hatten die USA erneut strengere Ausfuhrkontrollen für moderne Chips und Chipherstellungsanlagen nach China angekündigt. Als Reaktion darauf kündigte das chinesische Handelsministerium ein Exportverbot für kritische Mineralien wie Gallium oder Germanium an, die zum Beispiel für die Produktion von Halbleiterchips notwendig sind. Dabei stammt laut FAZ vom 3. August »rund die Hälfte der schweren seltenen Erden am Weltmarkt« aus Myanmar. Die Vorkommen dort hätten sich chinesische Konzerne gesichert, seitdem illegaler Abbau in China wegen der Umweltfolgen unterbunden wurde und der legale scharf kontrolliert wird. Jetzt werde nach Laos expandiert.
Generell aber kann sich China auf dem Weltmarkt als zuverlässiger Handelspartner präsentieren, je unberechenbarer Trumps Zollpolitik wird. Das scheint nun sogar für Indien wichtig zu werden. Hinzu kommt, was Angela Stanzel von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin bereits im Mai anmerkte: »Die massiven Kürzungen der amerikanischen Entwicklungshilfe beispielsweise schaffen ein Vakuum, in das China vordringen könnte.«
Die Exportrestriktionen Chinas für seltene Erden machen sich nun auch in der deutschen Industrie bemerkbar. Am Mittwoch erklärte ein Vertreter des Bundesverbandes der Deutschen Industrie im Handelsblatt: »Die Lage für viele Unternehmen verschärft sich zunehmend.« Demnach werden kritische Rohstoffe aus China zu spät oder nicht in den benötigten Mengen geliefert. Zudem dürften die Materialien nicht für Rüstungsgüter oder Lagerhaltung verwendet werden. Das trifft die »Wachstum durch Rüstung«-Politik der Koalition schwer.
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