»Das war ein Versuch, unser Fest zu sabotieren«
Interview: Kristian Stemmler
Vor kurzem fand in Hamburg-Eimsbüttel wieder das traditionelle Methfesselfest statt. Unmittelbar vor Beginn wurden Sie vom Landesamt für Verfassungsschutz attackiert, das die Teilnahme der seit Juni als »gesichert extremistisch« eingestuften Gruppierung »Thawra Hamburg« skandalisierte. Hatten Sie damit gerechnet?
Dieser Angriff mit seinen unhaltbaren Vorwürfen hat uns sehr überrascht – und das auch noch direkt am Vorabend der Veranstaltung. Begegnet ist uns dann aber die Kraft der Solidarität! Für das Fest gab es viel positives Feedback. Am Ende hatten wir sogar noch mehr Besucherinnen und Besucher als erwartet, die sich mit uns solidarisierten.
Der Geheimdienst warf »Thawra« eine »ausgeprägte antisemitische Grundhaltung« vor. Was sagen Sie dazu?
Unsere Festivität ist der internationalen Solidarität gewidmet. Und dass diese weltweite Solidarität derzeit insbesondere den Menschen in Gaza gehört, ist uns wichtig. »Thawra« ist in Hamburg wichtiger Teil dieser Solidaritätsbewegung. Dass die Gruppe in Deutschland so drangsaliert wird, wie nirgendwo sonst auf der Welt, ist bezeichnend – und ja, mittlerweile auch Grund für eine Beschwerde des Europarats.
In der Mitteilung hieß es weiter, auch »linksextremistischen Gruppen wie der SDAJ, junge Welt oder Untergruppen des Roten Aufbau Hamburg« werde eine Bühne geboten.
Auch diese Aussage deuten wir als einen Versuch, unser Fest zu sabotieren und Besucher abzuschrecken. SDAJ und die junge Welt sind – wie etwa die Partei Die Linke, die Friedensinitiativen und das Hamburger Forum – schon seit Jahren mit ihren Ständen beim Methfesselfest dabei. Sie sind Teil der Veranstaltung und auch mit auf der Bühne. Die Zeichen stehen auf Kriegskurs – da ist ein Friedensfest offenbar unerwünscht. In diesem Sinne sind solche Versuche eine logische Konsequenz der Verschärfung staatlicher Repression in Zeiten der Militarisierung.
Schließlich behauptete der Verfassungsschutz, das Fest werde »auch durch die linksextremistische Deutsche Kommunistische Partei« organisiert. Was stimmt daran?
Das sollte wohl dazu dienen, die Veranstaltung zu verunglimpfen, und wurde von der Hamburger Lokalpresse gerne so angenommen. Unser Fest wird seit den 1990er Jahren vor allem von Menschen aus dem Stadtteil organisiert, die jedes Jahr ein buntes Fest – ohne Kommerz, für Frieden und Solidarität – gestalten. Die DKP hatte die Festivität in den 1970ern ins Leben gerufen und ist auch heute ein Teil davon. Bei der Plakatausstellung mit Methfesselfest-Plakaten aus über 50 Jahren konnte man die Tradition der Veranstaltung bildlich sehen.
Wie fällt Ihre Bilanz aus? Wie viele Besucher sind am Ende gekommen?
Dem traditionellen Motto des Methfesselfests »Mit Vergnügen Position beziehen« konnten wir auch dieses Jahr treu bleiben. An beiden Tagen war der Platz voll. Hunderte Eimsbüttlerinnen und Eimsbütteler, Hamburgerinnen und Hamburger informierten sich an den Ständen der über 40 teilnehmenden Initiativen, lauschten den Musikgruppen, kamen ins Gespräch über schöne und schwere Themen und verweilten.
Auf dem Programm standen wieder viel Musik und zahlreiche politische Beiträge. Um welche Themen ging es insgesamt?
Das Programm drehte sich dieses Jahr um Militarisierung und Krieg. Es wurden Perspektiven von Jugend, gewerkschaftlich Aktiven, Friedens- und internationalistischen Gruppen sowie von antifaschistischen Kämpfen auf den Podien besprochen. Daneben waren auch Kulturschaffende Teil des Festes – wie Rolf Becker mit einem Beitrag zur Palästina-Solidarität oder der Autor Olivier David mit einer Lesung. Dazu gab es kreative Workshops, ein Kinderprogramm und ein Ausstellungszelt. Gemeinsam wurden Chancen kommender Anstrengungen diskutiert und Kraft aus dem Zusammenkommen geschöpft. Die Delegitimierungsversuche antimilitaristischer Positionen und die damit verbundene Repression wurden im Programm immer wieder aufgegriffen.
Katharina Kniesche ist aktiv im Organisationsteam des Methfesselfestes in Hamburg
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