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Aus: Ausgabe vom 25.07.2025, Seite 10 / Feuilleton
Museumslandschaft

Lieber nichts feststellen

Bayerns Kulturstaatsminister Markus Blume hat einen Zwischenbericht zu Vorwürfen gegen die Staatsgemäldesammlungen vorgestellt
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In bestem Licht: Natürlich will der Kulturstaatsminister nichts gar zu Wildes festgestellt haben (Alte Pinakothek, München)

In den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen hat es in den vergangenen Jahren Beschwerden von Besuchern über mögliches Fehlverhalten von Aufsichtspersonal gegeben. Das geht aus einem Zwischenbericht von Kunststaatsminister Markus Blume (CSU) zu internen Untersuchungen hervor, der der dpa vorliegt. Die Autoren des Berichtes wiegeln ab: »Straf- oder disziplinarrechtlich relevante Verfehlungen können bislang nicht festgestellt werden«, heißt es in dem 18seitigen Schreiben an den bayerischen Landtag. Bei der Staatsanwaltschaft München I seien derzeit keine Ermittlungsverfahren gegen aktuelle oder ehemalige Beschäftigte anhängig. Die Landesanwaltschaft sehe bislang keine Veranlassung, Disziplinarverfahren einzuleiten. Zu den Staatsgemäldesammlungen gehören Museen in ganz Bayern, darunter die berühmten Pinakotheken in München.

Blume sieht immerhin Reformbedarf und spricht von »innerorganisatorischen Defiziten«, denen mit einem umfassenden Maßnahmenpaket begegnet werde, etwa mit internen und externen Untersuchungen oder einer Reformkommission. Die Missstände waren Mitte Februar durch Presseberichte bekanntgeworden. Dabei ging es zunächst vor allem um den Umgang der Sammlung mit möglicher Naziraubkunst, also Werken, die jüdischen Eigentümern geraubt oder abgepresst wurden. Die Prüfung solcher Verdachtsfälle wurde als intransparent und schleppend kritisiert, sogar von Vertuschung war die Rede. Anfang April musste der langjährige Generaldirektor Bernhard Maaz gehen, Interimschef wurde der Jurist Anton Biebl.

Der Zwischenbericht listet nun Details auf, auch zu den Aufsichtspersonen, denen unangemessenes Verhalten und verbale Belästigung vorgeworfen wurden. Sie arbeiteten demnach für externe Sicherheitsdienste und wurden nach Bekanntwerden der Vorwürfe nicht mehr in den Staatsgemäldesammlungen eingesetzt. 2021 habe man zudem zusätzliche Stellen geschaffen und mehr eigenes Personal eingesetzt. Die Zahl der Beschwerden habe sich verringert. Auch als rassistisch, bedrängend oder distanzlos empfundene Verhaltensweisen seien gemeldet worden. Strafanzeigen der Betroffenen, darunter auch Minderjährige, seien nicht bekannt. Ein weiterer Vorwurf: Kunstwerke sollen unsachgemäß gelagert oder behandelt worden sein. Anhaltspunkte für eine konkrete Gefährdung ergaben die Untersuchungen aber Blume zufolge nicht. Soweit feststellbar, seien keine Stücke verloren gegangen oder beschädigt worden.

Wie die Staatsgemäldesammlungen mit möglicher Raubkunst umgegangen sind, ermittelt derzeit eine externe Untersuchung. Noch im Sommer sollen Ergebnisse kommen, wie Blume schreibt. Eine Reformkommission soll Vorschläge für eine neue Organisation und Strukturen bei allen staatlichen Museen in Bayern entwickeln. (dpa/jW)

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