Weimers Sorgen
Von Peter Merg
Es war etwas ruhig geworden um den so sendungsbewussten Kulturstaatsminister Wolfram Weimer. Nichts war es mit der Abgabe für die großen US-Digitalkonzerne, und weder die »klare Kante« gegen die AfD, noch die demonstrative Zerknirschung über besonders rechtes Kroppzeug in seinem »Konservativen Manifest« halfen, das bereits stockfleckig gewordene Image aufzupolieren. Aber einer wie Weimar lässt nicht locker. Abermals reitet der letzte Ritter der Kulturnation gegen Drachen. Diesmal wider US-Streaminggiganten wie Netflix, Amazon Prime oder Disney plus. Sie sollen mehr Geld hierlassen. »Wer in Deutschland erfolgreich Geschäfte macht, vom deutschen Markt und steuerfinanzierter Förderung profitiert, soll auch vermehrt in deutsche Filmproduktionen investieren«, diktierte Standortpatriot Weimer am Montag der dpa. Und lud prompt für Mittwoch ins Kanzleramt: »Ich möchte mit den Konzernen auch über freiwillige Selbstverpflichtungen sprechen.« Das klang schon viel sanfter. Warum bloß? Sein Schwert ist stumpf. Mehr als ein bisschen betteln kann er nicht. »Wir haben hier großartige Produktionsstandorte, talentierte Drehbuchautoren und Schauspielerinnen und Schauspieler, hinzu kommt die umfangreiche Filmförderung durch Bund und Bundesländer.« Wenn sich die Studiobesitzer weiter für private Investoren öffneten, sei das gut »für Filmhits made in Germany«. Fassen wir zusammen: Wenn sich die US-Medienmonopole nur endlich in deutsche Produktionsfirmen einkaufen, leben Branche und Filmkultur. Wir wussten es: Der Ritter ist einer von der traurigen Gestalt.
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