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Aus: Ausgabe vom 04.07.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Staudamm in Äthiopien

GERD am Nil ist fertig

Äthiopien stellt Grand-Ethiopian-Renaissance-Staudamm fertig. Nachbarstaaten Ägypten und Sudan befürchten Wasserknappheit
Von Susanne Knütter
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Strom für die einen, kein Wasser für die anderen? Der Grand-Ethiopian-Renaissance-Staudamm in Bameza (20.7.2020)

Das umkämpfte äthiopische Großprojekt eines Nilstaudamms zur Stromproduktion ist jetzt abgeschlossen. Der Grand-Ethiopian-Renaissance-Staudamm (GERD) »ist nun fertiggestellt und wir bereiten uns auf die offizielle Eröffnung vor«, sagte der äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed am Donnerstag vor dem Parlament des Landes. Diese soll im September stattfinden. »Unsere Botschaft an unsere flussabwärts gelegenen Nachbarn Ägypten und Sudan ist klar: Der Renaissance-Staudamm ist keine Bedrohung, sondern eine gemeinsame Chance«, so Abiy. Die entstehende »Energie und Entwicklung« werde nicht nur Äthiopien voranbringen.

Das GERD-Projekt hatte zu erheblichen Spannungen mit den beiden nördlichen Nilanrainern geführt, die ihre Wasserversorgung bedroht sehen. Addis Abeba hatte den Bau des Staudamms, der mit 145 Meter Höhe und 1,8 Kilometer Länge als Afrikas größtes Wasserkraftwerk gilt, trotz scharfer Proteste im Jahr 2011 in die Wege geleitet. Die äthiopische Regierung argumentiert, die Talsperre im Westen sei unerlässlich für die Versorgungssicherheit des ganzen Landes.

Im Februar 2022 wurde dort erstmals Strom produziert. Bislang erreichte die Anlage aber noch nicht ihre volle Kapazität – diese liegt bei einer Speicherkapazität von 74 Milliarden Kubikmetern Wasser und einer Leistung von mehr als 5.000 Megawatt. Nach Schätzungen der Weltbank vom Frühjahr lebt etwa die Hälfte der Bevölkerung Äthiopiens nach wie vor ohne Strom. Das ostafrikanische Land ist das zweitbevölkerungsreichste des Kontinents. Seine Bevölkerung wird derzeit auf 130 Millionen geschätzt. Dementsprechend wächst auch der Strombedarf. Der staatliche Betreiber allerdings habe den Export von Strom intensiviert, wie Deutsche Welle im September berichtete.

Ägypten und Sudan kritisieren den Betrieb des GERD ohne ein dreiseitiges Abkommen. In entsprechenden Verhandlungen um verbindliche Regeln, die den Staaten garantierte Wasserressourcen einräumen, konnte kein Durchbruch erzielt werden. Ägypten, das bereits unter schwerem Wassermangel leidet, sieht den Damm als existentielle Bedrohung, da es 97 Prozent seines Wasserbedarfs über den Nil deckt. Die Position des Sudan, der mitten in einem Bürgerkrieg ist, hat in den letzten Jahren geschwankt.

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