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Aus: Ausgabe vom 21.06.2025, Seite 11 / Feuilleton
Kino

Loving the Alien

Pixar im Weltall: Der Animationsfilm »Elio«
Von Harald Ringel
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Mit der Schüssel im Space der Freundschaft: Elio und Glordon

Die von den Disney-Studios eingemeindete Animationsfirma Pixar, die seit »Toy Story« (1995) nicht zu Unrecht sehr berühmt ist, hat nach einigen nicht ganz so tollen Filmen spätesten seit »Alles steht Kopf 2« (2024) fast zu alter Form zurückgefunden. Pixar-Filme bieten immer eine gute Mischung aus Humor und Gefühl mit interessanten Figuren. So auch »Elio«.

Schon die ersten Minuten dieses Films sind ziemlich rührend. Die Titelfigur (in der Originalfassung gesprochen von Yonas Kibreab) ist ein Waisenjunge, der bei seiner Tante Olga (Zoe Saldaña) lebt. Er fühlt sich einsam und glaubt, dass seine Tante ihn nicht liebt und er ihr ein Klotz am Bein ist. Freunde hat er keine, als Außenseiter wird er von seinen Mitschülern gemobbt. Doch als er sich einmal in ein Planetarium schleicht, beginnt seine Faszination für den Weltraum. Vielleicht könnte er ja da Freunde finden, und alles würde besser. Also legt er sich jeden Abend an den Strand in einen gemalten Kreis und wünscht sich von Außerirdischen entführt zu werden. Die Außerirdischen haben derweil eine Weltraumsonde von der Erde mit Nachrichten auf einer CD gefunden. Das »Kommuniversum«, eine interplanetarische Organisation mit Vertretern diverser Galaxien, will den Chef der Erde bezüglich möglicher Mitgliedschaft befragen. Es handelt sich um so etwas wie eine kosmische UNO, die die friedliche Koexistenz aller Spezies im All zum Ziel hat.

Elio wird dank eines Zufalls tatsächlich von den Außerirdischen entführt. Doch die Entführung gestaltet sich anders, als Elio es erwartet hat. Er wird für den Anführer der Erde gehalten und nimmt die Rolle zögernd an. Er hat nun die Chance, in die intergalaktische Organisation aufgenommen zu werden. Doch es gibt noch einen zweiten Bewerber, Lord Grigon. Als der abgelehnt wird, droht er allen mit Vernichtung. Elio meldet sich als Vermittler, doch auch das wird schwieriger als erwartet. Immerhin findet er endlich einen Freund, den nacktschneckenartigen Alien Glordon (Remy Edgerly), Lord Grigons Sohn, der auf keinen Fall wie sein Vater werden will.

Regisseur Adrian Molina, bekannt durch »Coco« begann die Arbeit am Film, verließ das Projekt aber 2024, um die Fortsetzung von »Coco« zu machen. Madeline Sharafian, Mitarbeiterin an den Drehbüchern und der Animation mehrerer Pixar-Filme, und Domee Shi, Oscar-Gewinnerin für den animierten Kurzfilm »Bao«, übernahmen den Job. Sie veränderten vor allem den Anfang, der nun die Hintergrundgeschichte von Elio erzählt. Regiewechsel tun Filmen im allgemeinen nicht so gut, hier hat es aber ausnahmsweise funktioniert.

Die Mischung stimmt, die Figuren sind phantastisch verschroben und entsprechend pittoresk animiert. Für die außerirdischen Figuren waren vornehmlich Tiefseelebewesen die visuellen Vorbilder. Elaborierte Anspielungen auf Steven Spielbergs »E. T.« (1982) und »Unheimliche Begegnung der dritten Art« (1977) sind sicherlich auch kein Zufall. Auch die 3-D-Animation bietet diesmal echten Mehrwert.

»Elio«, Regie: Adrian Molina, Madeline Sharafian, Domee Shi, USA 2025, 99 Minuten, bereits angelaufen

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