Nachschlag: Lector in fabula

In Fortführung der Zitatlandschaften aus »Blade Runner« begibt man sich nun auf die Müllkippe, in die posturbane Wüste und in die Rumpelkammer Las Vegas. Wieder steht ein Kriminalpolizist im Mittelpunkt. Der ist diesmal ganz offen ein Roboter, ein Replikant, jagt aber vornehmlich nicht andere Replikanten, sondern Ersatzteile. Letztlich jagt er Erinnerungen. Um jedoch die so grundsätzliche wie fragwürdige Unterscheidung zwischen einer echten und einer implementierten Erinnerung treffen zu können, sucht er eine Erinnerungsdesignerin auf. Die behauptet, Authentizität erweise sich gerade durch Lückenhaftigkeit, Nichtkohärenz. Ist die Erzählung zu gut, dann ist sie geschrieben, designt und eben nicht erlebt worden. Ein scharfsinniger Leser könnte den Unterschied erkennen, und damit wäre das Problem zumindest für die Bedürfnisse der Kriminalpolizei gelöst. In Wahrheit beginnt da jedoch erst das Problem. Denn wäre so ein ultimativer Leser nicht lediglich der Effekt eines unendlichen Textes unendlicher Verweise von Erinnerungen an Erinnerungen? (aha)
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